Musik verleiht „Flügel“

Musik verleiht „Flügel“

22. November 2018 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Der 10. November 2018 war ein Freudentag für den Männerchor Frohsinn aus Oberuzwil. Dank zahlreicher Sponsorenbeiträge konnte der alte, rund hundert Jahre alte Flügel mit einem neuen Hybrid-Flügel der Spitzenklasse ersetzt werden. Zudem darf der Verein auf 180 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Mit einem kulinarisch-musikalischen Rundgang wurde dies ausgiebig gefeiert.

Der alte Flügel konnte nicht mehr repariert werden, zu lange hatte er dem Männerchor und andern Musizierenden schon gedient. Der Chor hat es sich nicht leicht gemacht und sich für die Evaluation des neuen Instruments sehr gut beraten lassen. Nun steht ein „Yamaha N3X Avantgrand“ Hybrid-Digitalflügel im Rösslisaal, ein glänzendes Prachtstück. Ob es wohl auch hundert Jahre lang bespielt werden kann?

Spezielle Idee

Der Männerchor Frohsinn hat einen initiativen Vorstand. In den letzten Jahren wurden immer wieder neue Möglichkeiten für den Austausch mit der Bevölkerung ausgetüftelt. Das Tonfenster hat sich bereits nach seiner ersten Durchführung als fester Bestandteil des dörflichen Kulturlebens etabliert. Auch die Sängermetztete – das nächste Mal am 1. und 2. März in der Alten Gerbi zu geniessen – wird regelmässig gut besucht. Und das Maibaumfest wird am 4. Mai 2019 bereits zum dritten Mal stattfinden. All diese Anlässe bringen Menschen miteinander ins Gespräch und fördern den Dorfgeist. Allein dies ist schon eine kulturelle Leistung. Die Männer erfreuen aber auch mit ihrem Gesang immer wieder. Männerchor Frohsinn

Festlicher Einweihungsakt

Chorpräsident Thomas Künzle begrüsste die grosse Gästeschar und bedankte sich darauf bei den zahlreichen Sponsoren, welche auf einer Liste auf den Tischen nachzulesen waren. So ein Instrument kostet schon etwas, nämlich gegen Fr. 20‘000.00, auch wenn ein herkömmlicher Flügel noch immer sehr viel teurer ist. Dirigentin Heidy Gerber und Pianist Hanspeter Nadler hatten für die Auswahl viele Stunden aufgewendet, waren dabei auch von Alessandro Fiore beraten worden, welcher später selber auf dem brandneuen Flügel spielen durfte. Mit dem feierlichen Fahnengruss von zwei Seiten her und dem mächtig dargebotenen Lied „Sängergruss“ wurde der Flügel ganz offiziell in seine Funktion eingesetzt.

Rückblick in die Vereinsgeschichte

An den Wänden waren die alten Fahnen zu bewundern. Ehrenpräsident Felix Grünenfelder schaute in seinen kurzen Ausführungen zur Vereinsgeschichte bis in die Gründerzeit zurück. Anlass zur Chorgründung war 1838 ein Schützenfest in St.Gallen. Das Zentralkomitee wünschte „Gesang zur Verschönerung des Festes“. Da waren auch die Oberuzwiler sofort dabei. Gelächter rief die erste Vereinsfahne hervor, durch ein Stoffnastuch symbolisiert. Man war eben noch bescheiden damals!

1844 schenkten Jungfrauen dem Verein „Harmonie“ – so hiess der Verein damals – eine Vereinsfahne. 1869 konnten sie dank „Crowdfunding“ – was damals eine Sammlung war – ein Klavier kaufen. Zum 50-Jahr-Jubiläum stand dann auf der neuen Fahne zum ersten Mal der Name „Frohsinn“. Am Schluss seines humorvollen Rückblicks wagte Grünenfelder auch einen Ausblick auf 2038. Ob dann wohl auch wieder „Jungfrauen“ eine neue Fahne stiften werden??  Vereinsgeschichte FROHSINN OBERUZWIL

Gesangliche Perlen

Schon rein optisch waren die Sänger eine Freude. Mit ihren energiegeladenen Liedern überzeugten sie aber auch musikalisch. Ganz besonders gut kam der rockige Potpourri-Block mit „60 Jahre und kein bisschen weise“ von Curd Jürgens, „Wenn i mol alt bi, sechzgi und meh“ von Franz Hohler und als Höhepunkt der Udo-Jürgens-Hit „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ an, als Refrain immer ein fetziges „Rock me“, von Hanspeter Nadler virtuos begleitet und mit seinem Spiel den Chor antreibend. Und auch „Va pensiero“ aus „Nabucco“ rührte die Herzen. Va pensiero Das Publikum machte ebenfalls mit.

Vorzügliche Pianisten

Hanspeter Nadler ist in der Region als begehrter Solopianist, aber auch als Begleiter der verschiedensten Chöre bekannt. Man sah ihm die Freude an, auf dem neuen Instrument nun so richtig loslassen zu können. Und das tat er auch! Immer wieder streute er kleine eigene Läufe ein, versank ganz in seinem Tun, ohne deshalb den Chor und dessen Dirigentin zu vergessen. Und der Neu-Oberuzwiler Alessandro Fiore, kürzlich an der Oberstufe Oberuzwil als äusserst geschätzter Zivi tätig gewesen, liess wie in Trance in jedem der musikalischen Blöcke seien flinken Finger über die seidenweichen Tasten gleiten, ungeachtet der lauten Gesprächskulisse rundherum. Er hat unterdessen allerdings die – ebenfalls fundiert studierte – Musik zum Hobby erklärt und stattdessen ein Medizinstudium begonnen.

Enge Verbindung zum Rössli

Seit Anbeginn des Vereins war das Rössli Heimat des Chors. Die Beziehung war nicht immer nur eine Liebesbeziehung – ein Wirt namens Messmer wurde da speziell erwähnt – , aber die Familie Wagner hat bis heute einen Ehrenplatz in jedem Sänger. Edi und Ursi Wagner-Caprez wurden denn auch dafür speziell gewürdigt. Erika Wagner, das legendäre „Fräulein Wagner“ hat bis zu ihrem Tod vor ein paar Jahren dem Männerchor immer Vorrang vor allen andern Gästen gewährt.

Kulinarischer Spaziergang

Wer gerne isst, kam ebenfalls auf seine Rechnung. Die angemeldeten Gäste wurden in drei Gruppen auf die Reise geschickt, je nach Farbe der Festkarte – grün, gelb, blau – nacheinander in drei verschiedene Gaststätten. In allen drei Lokalen gab es Spezialitäten zu geniessen. Im RÖSSLI wurden japanische Pouletspiessli mit ganz speziellem Gurkensalat aufgetischt, dazu sang der Männerchor oder spielte Alessandro Fiore für die Gäste.

In der WEINGARTENSTUBE im BETREUUNGSZENTRUM WOLFGANG unterhielten die „Hörnli-Fäger“ mit zwei Schwyzer Örgeli und einem Kontrabass mit volkstümlichen Melodien, während die Männerchorgäste sich an Siedwurst mit Chäshörnli und Apfelmus gütlich tun konnten. Hier servierte auch Chef Patrick Schätti höchstpersönlich. Und im CASA DEL GUSTO lag im Teller ein feines Risotto al Limone, verziert mit den italienischen Nationalfarben. Dazu spielte Alleinunterhalter Damiano D’Errico italienische Weisen. Nach all diesen Köstlichkeiten hatte vermutlich niemand mehr grösseren Hunger…