Rückblick auf 92 Jahre Frauenverein Uzwil

Rückblick auf 92 Jahre Frauenverein Uzwil

24. Februar 2024 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Verfasst von Käthi Immoos, Vorstand Frauenverein Uzwil anlässlich der letzten HV des Vereins am 15.Februar 2024


Mai 1932. Ein Vortrag von Frau Dr. Rittmayer aus St. Gallen zum Thema «Neuzeitliche Frauenbestrebungen» begeisterte so sehr, dass kurz darauf einige Uzwilerinnen am 12. Mai in der Bühler-Kantine den Frauenverein gründeten. Als 1. Präsidentin amtete Martha Blocher. Das anvisierte Ziel hiess: «Pflege des protestantischen Sinnes und Geistes».


Schon im 1. Jahr organisierte der rührige Vorstand 7 Vorträge wie z.B. «das Wirken der Tuberkulosenfürsorge» oder «Weibliche Berufsberatung». Bald entstand eine kleine Brockenstube auf dem Dachboden des Primarschulhauses. Es folgte ein unentgeltlicher Hauswirtschaftskurs für arbeitslose Industriearbeiterinnen. In den 30er Jahren war die Not überall gross.


Trotzdem gab es 1936 ein erstes Highlight für den jungen Verein. Am 3-tägigen Kirchenbazar zugunsten der Kirchenrenovation erwirtschaftete man einen Reingewinn von Fr. 14’000, eine stolze Summe für die damalige Zeit. Auch sehr früh schon gingen die Frauen auf Reisen. Der 1. Ausflug führte nach Neukirch an der Thur in die Haushaltungsschule Heim, später besuchte man Firmem wie die Maggi, natürlich die Landi 1939 und später auch in Zürich die Saffa, eine Ausstellung für Frauenarbeit.


In den Kriegsjahren wurde fleissig gestrickt und Weihnachtspäckli an Soldaten und internierte Männer verteilt. Für die Errichtung eines Notspitals nähte der Frauenverein Leintücher und Kissenbezüge und bot Hilfe für bedürftige Familien. Viele Aufgaben wären ohne die Nähstube nicht möglich gewesen, wo schöne und warme Sachen entstanden. Die Nähstube war aber für viele Frauen auch ein Ort der Begegnung.

Kleiderbörse in früheren Jahren


1956, nach einem Ausflug mit dem Car nach Tenna, beschlossen die Frauen mit einem Bazar den Grundstein für Mütterferien zu legen. Diese fanden zuerst in Tenna später bis 1983 auch an anderen Orten statt. Es nahmen jeweils gegen 30 Frauen daran teil.
Beliebt waren auch die Witwentreffen, die Teenachmittage sowie die Besuche bei Kranken und ab 1970 bei den Betagten.


12 gewählte Präsidentinnen lenkten im Laufe der Zeit die Geschicke des Frauenvereins und ohne eine Vielzahl von Vorstands- und Besucherfrauen sowie umsichtigen Kassierinnen wäre das lebendige Vereinsleben nicht möglich gewesen.


In der Nähstube, die zuletzt Margrith Furrer leitete, wurde fleissig für den jährlichen Bazar gearbeitet. Am Mittag gehörten auch die legendären Salatteller und die feinen Dessertbuffets dazu. Sie sind sicher noch vielen von Ihnen in guter Erinnerung.


2008 geriet der Frauenverein kurzzeitig in eine Krise. Glücklicherweise bildete sich eine neue Crew, wählte 2009 Margrit Furrer zur neuen Präsidentin und steuerte das Vereinsschiff wieder in ruhige Gewässer. Weil der Aufwand für die Nähstube mit dem Bazar zu gross wurde, löste man diese im 2013 auf. Die Nähstubenfrauen treffen sich jedoch bis heute, handarbeiten zusammen und pflegen so ihr gemeinsames Hobby.


Nach dem Rücktritt von Margrit Furrer konnte keine Präsidentin mehr gefunden werden. Zuerst Margrith Kämpfen und anschliessend Marianne Pessina übernahmen danach die Vertretung des FV nach aussen. Der Vorstand funktionierte auch so als ein gut eingespieltes Team.


Die Zeiten änderten sich. Wurden in früheren Jahren viele Kurse angeboten, welche auch gut besucht waren, so bot man nun ein abwechslungsreiches Programm an: Morgens gemeinsames Frühstücken, Vorträge und ein Kinderzmorge. Am Nachmittag kurzweilige und lehrreiche Ausfüge. Immer aber stand die Gemeinschaft von Frauen, auch über die Konfessions- und Gemeindegrenzen hinweg, im Zentrum.
Der jährliche Spaghetti-Plausch mit den feinen Saucen und den Desserbuffets sowie die stimmungsvollen Adventsfeiern mit den wunderschönen Dekorationen erfreuten jeweils alle. Einmal überraschte sogar ein Samichlaus mit einem Esel die Frauen. Schöne Reisen führten ins Glarnerland nach Altdorf oder ins Schloss Wildegg. Als Highlight für die vielen «Fraueträffs» sei hier nur der Besuch im Bundeshaus 2015 erwähnt. Zufällig weilte an diesem Tag der französische Präsident Hollande auf Staatsbesuch in Bern. Nach der Begrüssung durch den Gesamtbundesrat schüttelte er den Spalierstehenden die Hände – natürlich auch einigen Frauen von uns.


Last but not least: Ohne die vielen Besucherfrauen wären die Geburtstags- und Adventsbesuche nicht möglich gewesen. Gegen 100 Geburtstagsgrüsse und 80 Adventspäckli durften jedes Jahr überreicht werden. Das Wichtigste dabei war, den Seniorinnen Zeit zu schenken.


An der letztjährigen Hauptversammlung kündeten Marianne Pessina und Jolanda Würth ihren Rücktritt an. Trotz intensiver Suche konnte kein Ersatz gefunden werden und der restliche Vorstand sah sich leider nicht mehr in der Lage, den Verein weiter zu führen. Darum beantragte man nach 92 Jahren die Auflösung des Frauenvereins.


Der jetzige Vorstand dankt allen Frauen, die dem Verein über viele Jahre ihre Treue gehalten, ihn gestützt und finanziell getragen haben.


Wer weiss?
Etwas ALTES aufgeben, bedeutet auch Platz für etwas NEUES schaffen