2040: Hoher Besuch in Oberuzwil

2040: Hoher Besuch in Oberuzwil

21. November 2019 0 Von Annelies Seelhofer-Brunner

Bundesrat überreicht Preis für hervorragende Dorfgestaltung

Grad klein war die Vision ja nicht, die Tagesmoderatorin Maya von Dach den knapp 50 Personen in der Mehrzweckhalle Breite vorstellte. „Wir schreiben das Jahr 2040. Hektik kommt auf, denn der Bundesrat wird Oberuzwil mit einer Delegation beehren, um dem Dorf einen Preis für sein umsichtiges Wirken auf allen Ebenen zu überreichen. Jede Gruppe soll sich nun vorstellen, mit welchen Schwerpunkten der Ortsplanung sie den Bundesrat beeindrucken wollen. Das Dorf wird 2040 vermutlich um die 20 % mehr Menschen in seinen Grenzen haben als die aktuell ungefähr 6‘400 Personen. Wie soll sich das Dorf entwickeln?“

Projekt “60 plus”

Oberuzwil befasste sich bereits im vergangenen Februar mit den Bedürfnissen von Leuten über 60 Jahren unter dem Titel „60 plus“. Damals musste der Anlass wegen des riesigen Interesses vom ursprünglich vorgesehenen Singsaal im Oberstufenzentrum Schützengarten in die Mehrzweckhalle Breite verlegt werden. An diesem Anlass wurden alle bereits bestehenden Angebote in der Gemeinde aufgelistet, aber auch Mängel festgestellt. Eine Arbeitsgruppe bearbeitet diese Themenfelder nun in Zusammenarbeit mit den Gemeindebehörden weiter. Paul Stengel hat dazu eine Homepage eingerichtet. Dort können Anlässe und wichtige Informationen abgerufen werden. Netzwerk 60 plus Oberuzwil

Ein Projekt des Jubiläumsjahrs

Mitte November 2019 organisierte das OK des Jubiläumsjahrs „1200 Jahre Ersterwähnung“ nun eine Zukunftswerkstatt – auch Zukunftskonferenz genannt – und lud dazu interessierte Personen aus den drei Dörfern Bichwil-Niederglatt und Oberuzwil Dorf ein. Knapp 50 Personen aus verschiedenen Generationen folgten dieser Einladung. Das OK hatte dazu die erfahrene Fachfrau Maya von Dach-Bütler engagiert. Ihr beruflicher Ausweis sieht äusserst beeindruckend aus. In Luzern ist sie als Quartierentwicklerin angestellt, kennt sich also mit wachsenden Strukturen aus. Zielgerichtet und abwechslungsreich gestaltete sie den erkenntnisreichen Morgen. Maya von Dach-Bütler

1. Frits Gerber, OK-Präsident von “1’200 Jahre Oberuzwil” begrüsste die interessierte Teilnehmerschar und stellte Tagesmoderatorin Maya von Dach-Bütler vor. 2. Auch fast das ganze übrige OK dachte mit. v.l. Frits Gerber, Stefanie Neumeister Peter, Anita Gähwiler und Rolf Müller -ebenfalls anwesend waren Susan Osterwalder-Brändle, Roman Egli und Reto Almer: (siehe auch die Homepage des Jubiläums.)

Sehr gut strukturierter Anlass

Die Mehrzweckhalle war nur zu einem Drittel offen. Sechs Stuhlkreise à 8 Stühle und an jedem dieser Sitzgruppen ein Flipchart samt speziell haftender Schreibfolie warteten auf kreative Menschen. Das gesamte OK des Jubiläumsjahrs sowie Reto Almer als Bindeglied zum Gemeinderat nahmen ebenfalls teil. OK-Präsident Frits Gerber begrüsste kurz, darauf war das Wort bei der Moderatorin. Diese skizzierte in knappen Worten den Zeitplan der Werkstatt. Danach forderte sie die Anwesenden auf, sich in der Halle je nach Wohnort zu positionieren. Einzelne Paare waren sich uneinig, wo genau jetzt ihr Lebensmittelpunkt sei und stellten sich deshalb an unterschiedlichen Standorten auf. Einige Personen wurden darauf von Maya von Dach zur Motivation befragt, an diesem „Denkmorgen“ teilzunehmen. Das OK-Komitee wollte das Jubiläumsjahr möglichst gut abschliessen. Andere fanden, das sei eine gute Gelegenheit, andere Menschen kennenzulernen.

Positionierung im Raum

In einer zweiten Runde legte die Moderatorin in der Halle Blätter aus. Darauf waren verschiedene Stichworte zu lesen, so etwa PROJEKTE ENTWICKELN, KRITISCH BEOBACHTEN oder auch ANDERES. Und wieder galt es, sich für ein Stichwort zu entscheiden. Danach ging die grosse Denkarbeit los. Schon beim Eintritt hatten alle ein textiles Namensschildchen mit zwei Gruppenzugehörigkeiten bekommen. So gab es kein Durcheinander wegen des Gruppenwechsels.

Positive Seiten

Maya von Dach-Bütler hielt sich meist im Hintergrund, begleitete aber den Denkprozess dennoch sehr aufmerksam.

Nun galt es, in den zufällig gebildeten Gruppen sich die positiven, aber auch die negativen Seiten der dörflichen Gemeinschaft zu überlegen und aufzuschreiben. Später sollte darüber kurz referiert werden. Schnell schälten sich verschiedene Hauptpunkte heraus. Man war sich in allen Gruppen einig, dass Oberuzwil eine sehr gute Infrastruktur – Schulen, Hallenbad, Alte Gerbi, MZA Breite, öV – aufweist, dass man im Dorf für den täglichen Gebrauch einkaufen kann und dass die Natur rund um die Gemeinde ein wichtiger Standortfaktor ist. Der Bettenauer Weiher gehört ebenfalls zu den Natur-Kostbarkeiten. Auch die Überschaubarkeit und der immer noch vorhandene ländliche Charakter der Gemeinde gehören zu den Pluspunkten. Nicht vergessen werden darf die Alte Gerbi, die ihren festen Platz im kulturellen Leben der Gemeinde hat und unter allen Umständen erhalten werden sollte.

Kritische Punkte

Natürlich gibt es auch kritische Entwicklungen. Was soll ändern? Bewahrt werden muss unbedingt der ländliche Dorfcharakter, damit Oberuzwil nicht zu einem anonymen Dorf verkommt. Immer wieder kam in diesem Zusammenhang die zunehmend städtisch werdende Wiesentalstrasse zur Sprache. Viel zu reden gab ein autofreies Dorfzentrum, denn der Verkehr steigt von Jahr zu Jahr. Dazu gab es ganz unterschiedliche Ideen, wie das verwirklicht werden könnte. Ganz besonderes Augenmerk wurde zudem auf die Umgestaltung des Heer-Weihers gelegt. Verschiedene teilnehmende Personen fanden, man solle den Weiher kaufen, damit man eine richtige Parklandschaft gestalten könne. Bei allen künftigen Bauvorhaben sind Umweltverträglichkeit und ein möglichst intaktes Dorfbild im Auge zu behalten.

Es wurde viel überlegt an diesem Morgen, die Ausbeute darf sich sehen lassen und wird hoffentlich auch Wirkung erzielen. Nun sind Freiwillige gesucht…

Begegnungsmöglichkeiten und Anderes

Gewünscht wird auch ein Begegnungszentrum für alle Generationen und Bevölkerungsschichten. Im Neubau zwischen Postblock und Alter Gerbi soll im Parterre bereits jetzt so etwas als Pilotprojekt entstehen. Die Bürgernähe der Gemeindebehörden sowie die oft ziemlich spärlichen Information im Gemeindeblatt wurden teilweise ebenfalls bemängelt. Es fehlen zudem Wartehäuschen bei den Postautohaltestellen, oft auch Sitzgelegenheiten auf Spazierwegen. Auch das ärgerliche Littering kam zur Sprache. Bei neuen Bauten – sowie Strassenbelägen – sollten ganz selbstverständlich die Bedürfnisse von behinderten Personen berücksichtigt werden. Und wie sollen die Aussendörfer Bichwil und Niederglatt ins Dorfgeschehen einbezogen werden können?

Sehr spannend war es, aus den Gruppen zu erfahren, was den Bundesrat nun beeindrucken solle. So sind im Jahr 2040 alle Flachdächer in der Gemeinde begrünt, der Dorfplatz ist zum Marktplatz geworden, das Dorfzentrum autofrei und bis zur Post hin ausgedehnt. Parkierende Autos sind unter die Erde verbannt worden. Man hat ein Kulturprozent eingeführt und in den Quartieren mit kluger Strassenführung und viel Einbahnverkehr eine Verkehrsberuhigung erreicht.

Ein Verschönerungsverein hat sich zusammengefunden und ein „Dorf im Dorf“ gebildet, in welchem Jung und Alt zusammenlebt. Der Pendlerverkehr konnte minimiert werden, weil es im Dorf viele tolle Arbeitsplätze gibt, welche auch die Abhängigkeit von Uzwiler Grossfirmen etwas mindern. Oberuzwil hat den Status einer GRÜNSTADT erreicht, in welcher sich Mensch und Natur wohlfühlen können. Auf einer informativen Homepage können alle Anlässe jederzeit nachgelesen werden. Und wer möchte, bekommt sogar Pushmeldungen aus dem Gemeindehaus. (Dies ist zum Teil schon heute so.)

Teilweise entstanden schon fertige Pläne, wie oben links für die Gestaltung eines Heer-Weiher-Parks. Unten: Gemeinderat Reto Almer erhielt an diesem Morgen wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Dorfes.

Wie geht es weiter?

Ganz viele Ideen für eine lebenswerte Gemeinde wurden an diesem Morgen angedacht. Zur Verwirklichung dieser Ziele braucht es nun Freiwillige, die sich in die verschiedenen Vorschläge vertiefen und diese in Zusammenarbeit mit Gemeinde und sicher auch der Arbeitsgruppe „60 plus“ weiterentwickeln. Das Organisationskomitee von „1‘200 Jahre Oberuzwil“ hat mit diesem Anlass die Festivitäten abgeschlossen. Über die folgenden Links kann man sich weiter auf dem Laufenden halten.

1200 Jahre Oberuzwil – Oberuzwil bisch Du     Homepage der Gemeinde Oberuzwil     Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil     Galluspfarrei Oberuzwil     Mauritiuspfarrei Bichwil