Kreismusiktag in Oberuzwil: Was für ein Musikfest!

Kreismusiktag in Oberuzwil: Was für ein Musikfest!

10. Juni 2023 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Das wünscht sich wohl jeder Vereinspräsident: Herrliches Wetter, eine festliche bis ausgelassene Stimmung, dazu viele freiwillige Helfer und ganz viele gutgelaunte Gäste! Leo Neuländner, OK-Präsident sowie Präsident der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil MGBO, war denn auch während des ganzen Tages mit all seinen Helferinnen und Helfern immer mal wieder mit einem lachenden Gesicht zu sehen, immer sehr beschäftigt und an allen Fronten zum Rechten schauend. Von morgens um Neun bis spät in die Nacht war auf dem Areal der Primarschule Breite Musik zu hören. MG Bichwil-Oberuzwil – Viele Dörfer – eine Musik

Information

Der gefällig aufgemachte Festführer liess keine Wünsche offen. Drei Grussworte zu Beginn machten Lust auf das Festprogramm. Schon früh war das gut 60 Seiten umfassende Heft verteilt worden. Es machte Freude, dieses in die Hand zu nehmen, das Blättern darin war richtig angenehm. Auf zwei Seiten gab ein Situationsplan Auskunft über Anfahrts- und Parkierungsmöglichkeiten sowie Probenlokale und Aufführungsorte. Man lernte gleich auch das heimische Gewerbe näher kennen, denn unzählige Firmen haben im Festführer inseriert. Ohne Sponsoren und Freiwillige wäre ein solcher Grossanlass für alle Generationen heutzutage völlig undenkbar.

Hochstehende Konzerte

Der Vormittag war für konzertante Auftritte vorgesehen. Hochkonzentriert traten die verschiedenen Musikvereine der Umgebung – einzig Eggersriet als Gastverein kam von etwas weiter her – in der auf einen Drittel verkürzten Halle der Mehrzweckanlage MZA Breite vor die gestrenge Jury. Aufmerksam wurde die Partitur verfolgt, denn eine Bewertung hat ihre klaren Regeln. Die Blasmusikfans ehrten die grosse Vorbereitung und die sorgfältige Darbietung der einzelnen Musikcorps, indem sie mucksmäuschenstill zuhörten. Eingelassen wurde jeweils nur bei einem Wechsel der Vereine. So war ungetrübter Musikgenuss möglich, was in einem Festzelt meist sehr viel schwieriger ist. Neun Vereine nahmen an diesem Morgen teil. Auf der Rangliste sind die einzelnen mitmachenden Korps nachzulesen. Die Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil war derart in alle Arbeiten rund um das Fest eingespannt, dass sie zu ihrem Leidwesen nicht ebenfalls auftreten konnte.

Meist standen englische Titel auf dem Programm. Manche gar mit einem historischen Hintergrund wie etwa «Lake oft the Moon», dargeboten von der Brassband Eggersriet oder auch das Stück «Juana de Arco» – bei uns eher als «Jeanne D’Arc» bekannt – welches die Stadtharmonie Will vorstellte. Dank der kurzen Ansagen vor jedem Auftritt, professionell vorgetragen von Leandra Bänziger, bekam die Zuhörerschaft vertiefte Einblicke in die jeweiligen Kompositionen.

Jury

Um die Bewertung etwas «aufzupeppen», hatten sich die Festverantwortlichen eine Steigerung einfallen lassen. Auch das Publikum sollte bei den Paraden und der Ständlimusik zu 40 % mitbestimmen können, wie die Rangliste aussehen solle. Bei jedem Musikblock wurden deshalb die genauen Vorgaben dafür aufgelistet. Wer mochte, konnte seinen Eindruck per Smartphone direkt der Jury zusenden. So gab es jeweils eine Expertenwertung, eine Publikumswertung und eine Gesamtbewertung. Dabei fiel einmal mehr auf, dass Experten- und Publikumsmeinung nicht immer deckungsgleich ausfällt. Sympathie spielt bei der Publikumswertung eben immer stark mit.

Gilles Tinner als aufmerksamer Experte bei den Konzertvorträgen am Vormittag.

Ein Jurymitglied braucht nebst hohem musikalischem Wissen sehr viel Durchhaltevermögen. Niklaus Wüthrich, Gilles Tinner und der für die Choreografien zuständig Christian Speck sind alle versierte Musiker. Sie hören vieles heraus, sehen manches, was einem Laien entgeht. Und vieles muss gleichzeitig beachtet werden. Auf der Paradestrecke war Christian Speck auch sportlich gefordert, gab er doch jeder Formation die Erlaubnis zum Loslaufen, eilte dann wieder zum «Ziel» zurück, immer wieder.

Beim Ständliwettbewerb achtete Speck vor allem auf die Art der Darbietung, die Choreografie, den Unterhaltungswert. Gilles Tinner und sein Kollege hatten die herausfordernde Aufgabe, inmitten des Festbetriebs die Konzentration hochzuhalten und auf die musikalischen Finessen zu hören. Auch Moderatorin Leandra Bänziger hatte hier einen eher schwierigen Stand. Doch alle meisterten ihre wichtige Aufgabe mit Fachkompetenz und Ausdauer.

Musikalischer Nachwuchs

Es ist immer eine Freude, jungen Musizierenden zuzuhören. Die beiden Bläserklassen aus Bichwil und Oberuzwil, seit gut eineinhalb Jahren mit den Blasinstrumenten vertraut gemacht, dazu Mitglieder der Betti Players – der Jugendmusik der MGBO erfreuten mit «Freude, schöner Götterfunke» und weiteren Klängen. Ihr Leiter, Patrik Arnold, ist selbst ein Künstler auf der Trompete, dazu ein erfahrener Musikpädagoge. Vorgängig hatte Leo Neuländner den Kindern zu ihrem Hobby gratuliert und den Wunsch ausgesprochen, dass doch die eine oder der andere später den Weg in die MGBO finden möge. Während der Mittagszeit unterhielten die rassigen Bläserkids aus Wil die Festgemeinde. Bläserkids Wil SG

Dazu hat die Musikschule Oberuzwil-Jonschwil ein Porträt aufgeschaltet https://youtu.be/A_DffxlAPo4

Wer sich für Jugendmusik interessiert, findet auch hier nähere Informationen. jugendmusik.ch – Schweizer Jugendmusikverband :: Verband

Parade

Erstaunlich, wie genau es beim Einstehen zur Parade auf der Flawilerstrasse zuging. Da kam auch einmal ein Zollstock zum Einsatz, damit die Abstände zwischen den Reihen und den Kolonnen auch wirklich stimmten. Auch die Übergabe des Kommandos war militärisch genau. Kaum war eine Formation in exakter Ordnung abgelaufen und hatte zu spielen begonnen, stand schon die nächste bereit. Viele Schaulustige säumten die Strasse. Auch hier verfolgte die Jury mit Argusaugen, ob auch alle wirklich im Gleichschritt und die Musik ohne Stolperer vorgetragen werde. Vermutlich wegen des eher beschränkten Platzes marschierten alle auf traditionelle Weise, also ohne sogenannte Evolutionen, eine Art Choreografie während des musikalischen Vortrags.

So sah der Abmarsch jeweils aus – Jugendmusik Uzwil mit Dirigent Pädy Schinnerl

Ständli-Vorträge im Festzelt

Am Nachmittag ging es im Festzelt mit dem Ständli-Wettbewerb weiter. Die Brassband Zuckenriet legte die Messlatte für diese Bewertung gleich zu Beginn sehr hoch, gab es von der Expertenjury doch 95 von 100 möglichen Punkten. Doch alle Formationen gaben ihr Bestes. Die strenge Uniform hatte bei den meisten zu einer zum Vortrag passenden, lockeren Kleidung gewechselt. Die Jury konnte einem leidtun, war doch der Lärm hinter dieser nun beträchtlich, was die Konzentration bestimmt sehr herausforderte, je länger die Darbietungen dauerten.

Hier konnten die einzelnen Vereine ihre Vorlieben zeigen. So liessen die Lenggenwiler – nebst anderen Vereinen – auch sehr gekonnt ihre schönen Stimmen erschallen. Nicht umsonst hiess es «Typisch Lenggenwil»! Etliche Schweizer Hits waren von den verschiedenen Vereinen zu hören, etwa Polo Hofers «Alperose» oder «D’Seel echli bambele loo», aber auch «Atemlos» von Helene Fischer. Die Vorträge gefielen durchs Band, die Stimmung stieg und stieg.

Lautstarke Jugendmusik Uzwil bringt Stimmung ins Festzelt

Die Jugendmusik Uzwil nennt sich «Blue Devils», also «Blaue Teufel». Sie sind eine unternehmungslustige Truppe, was sie am Nachmittag bei den Ständli-Vorträgen mit ihren lauten Rufen à la Pfadi eindrücklich bewiesen. Als die Harmonie-Musik Flawil ihren Block «Auf die Bänke, fertig los!» spielte, dauerte es nicht lange, bis sämtliche Jugendmusik-Mitglieder auf den Bänken standen. Die «Muttermusik» Uzwil-Henau tat es ihr gleich, das Fest war damit so richtig eingeläutet. Jugendmusik Uzwil – Blue Devils

Chrampfercrew an allen Fronten

Damit alles rund laufen kann an einem derart grossen Fest, braucht es unzählige Helferinnen und Helfer in den verschiedensten Sparten. 170 Personen aus allen Generationen, in auffälligen gelben T-Shirts sofort erkennbar, waren den ganzen Tag über im Einsatz, wobei natürlich nach einer gewissen Zeit auch abgewechselt wurde. Der Service klappte dank einer App auf dem Smartphone bestens, manchmal war das Bestellte fast schon vor der Bestellung auf dem Tisch. Tischnummern pro achtplätzigem Tisch erleichterten die Orientierung beim Bringen des Gewünschten. Im Bereich der Bühne waren starke Arme gefragt. Denn manche Instrumente wiegen doch mehr als nur ein paar Kilo! Dabei war die Stimmung überall fröhlich und vor allem auch völlig friedlich. Es gab auch keinen einzigen Unfall, niemand war von den Bänken gefallen, niemand hatte einen Sonnenstich bekommen …

Mit leuchtenden Augen hatte der rüstige MGBO-Musikant Karl Rüst im Vorfeld erklärt, er allein habe 500 Lose verkauft. Auch am Infostand hatte Pirmin Staubli mit unwiderstehlichem Charme immer wieder Lose angepriesen. Aus den vielen gültigen Losnummern wurden schliesslich 10 Preise ausgelost. Die Preise samt Losnummer können hier nachgelesen werden. Tombola – Kreismusiktag 2023 Oberuzwil Auch wer zur Zeit der Ziehung nicht im Festzelt war, bekommt den ausgelosten Preis.

Was man vielleicht noch nicht weiss …

Im grossen Festzelt musste die Infrastruktur – Ton- und Lichtanlage, Bühne, Küche und Theke – schon am Vortag aufgebaut werden. Natürlich konnte das Zelt von da an nicht mehr unbeaufsichtigt gelassen werden. Versichern kann man laut Insidern die teuren Apparate unmöglich, deshalb musste eine Sicherheitsfirma mit dem Bewachen rund um die Uhr betraut werden. Und so etwas kostet! Bis die 170 Helferinnen und Helfer gesucht und auch etwas instruiert worden waren, brauchte es vonseiten des OKs viel Einsatz und oft auch etwas Überredungskünste. Es wurden mehr als 1’000 Arbeitsstunden durch die Freiwilligen geleistet. In dieser Zahl fehlen sogar noch die vielen Sitzungsstunden des zwölfköpfigen OKs und des Vorstands der MGBO. Viel mehr wäre für einen Dorfverein vermutlich kaum mehr zu bewältigen.

Abendprogramm

Während des Nachtessens spielte die Liberty-Brassband Ostschweiz auf. Diese hochprofessionelle Formation spielt seit 2015 in der Höchstklasse. Sie haben einen prominenten Unterstützer und Bewunderer. Ständerat Andrea Caroni wurde 2019 zum «Patron» der Musikformation ernannt, eine grosse Ehre. Er ist selbst leidenschaftlicher Schlagzeuger und vom Wert einer guten musikalischen Erziehung überzeugt. Seit 2012 gibt es auf seine Initiative hin auch eine «Bundeshaus-Band». LBB – Liberty Brass Band Ostschweiz

Von Seiten der Gemeinde sprach Gemeinderat Reto Almer als Präsident der Kulturkommission seinen Dank für dieses schöne Fest aus. Solche Anlässe würden den Zusammenhalt der Gemeinde stärken. Besonders Bichwil zeige immer wieder, was ein aktives Dorfleben ausmache.

Interessant war der Ein- und Auszug der Fahnenträger. Schnell waren die Bänke wieder erklettert, mit grossem Applaus wurden die Fähnriche mit ihren durchwegs farbenfrohen Fahnen hinausbegleitet.

Ehrung der kantonalen Veteranen – drei Frauen und ein Mann

Die Ehrung der kantonalen Veteranen nahm Roland Vetsch vor. Er ist Kreispräsident des Kreises Wil, welcher zum St.Galler Blasmusikverband gehört und gleichzeitig Mitglied des Musikvereins Uzwil-Henau. Mit humorvollen Worten ehrte er die vier Musikerpersönlichkeiten Corinna Jung – Musikverein Uzwil-Henau, 25 Jahre -, Katrin Dreier – Harmoniemusik Flawil , 25 Jahre- , Silvana Ledergerber – Musikgesellschaft Niederhelfenschwil, 25 Jahre – sowie Marcel Eggler, welcher 1998 als 13-Jähriger «Jungspund» in die Musikgesellschaft eintrat, lange den Vorstand verstärkte – ein Jahr gar als Präsident – und seit 2010 als Dirigent wirkt.

Sehnlichst erwartet

Endlich kam es zum absoluten Höhepunkt, dem von allen mitmachenden Vereinen mit Höchstspannung erwarteten «Rangverlesen». Natürlich wurde jeder Rang lautstark beklatscht, wobei auch hier die «Blue Devils» ihrem Namen alle Ehre machten. Rangliste Kreismusiktag Wil 2023

Party, Party

Nach dem offiziellen Teil begann die Partynacht, musikalisch begleitet von den «Grabenland Buam» aus der Steiermark, Österreich. Sie unterhielten die Gäste bis 01:30 mit vielen Hit. Wer noch nicht genug davon bekommen hat, kann hier einige ihrer Hits nachhören. Grabenland BUAM – Das Crossover der Volksmusik!

Danach verzog sich das Geschehen in die Bar. Nun wurde es merklich leiser als vorher im Festzelt. Dem Hörensagen nach verliessen die letzten Musikfans die Bar ungefähr um 03:30 …

Die MGBO hatte schon letztes Jahr ein grosses Sommerfest steigen lassen. Hier nochmals mit einem Rückblick auf das in allen Teilen heisse Fest von letztem Juni… Sommerfest der MGBO | Hallowil.ch