Erste GV des Vereins «Rock- und Pop-Museum Niederbüren» nach der «Ära Tschiibii»
Eigentlich war es ja die 12. GV des Vereins. Doch bis anhin hatten Museumsgründer Roland «Tschiibii» Grossenbacher und dessen Frau Uschy die Geschicke des Museums und auch des Vereins geführt. Letztes Jahr nun kam die völlige Übergabe an den Verein. Die Mitgliederversammlung hatte Severo Marchionne zu ihrem neuen Präsidenten gewählt.
Dieser erklärte bereits zu Anfang der GV, dass er «sehr nervös» sei. Schliesslich war es seine erste GV als Präsident. Zur Sicherheit hatte er bereits Tschiibii – der mit seiner Frau Uschy als “gewöhnliches” Mitglied im “Publikum” sass – als «Kontrolleur» über seine Sprechgeschwindigkeit eingesetzt. Und dieser kam in dieser Funktion auch mehr als einmal zum Zug. Marchionne war aber auch in grosse Fussstapfen getreten. Rock- & Pop-Museum Niederbüren
Was befähigt jemanden zum Präsidenten eines solchen Museums-Vereins?
Ohne Leidenschaft, ja Brennen für die Musik der Stilrichtung «Rock – und Pop» ist ein Präsident hier sicher fehl am Platz. Aber das allein reicht nicht. Es braucht dazu eine gute Vernetzung in der Szene sowie vertiefte Kenntnisse der Musikgeschichte und zudem Einsatzwillen und Freude an freiwilligen Einsätzen. Severo Marchionne vereinigt alle diese Eigenschaften ideal. Hauptberuflich lebt er seine Leidenschaft auch als Musikredaktor bei SRF jeden Tag aus.
Diese Liebe begann schon in frühen Jugendjahren. Mit 16 erlebte er die Hardrockband «AC/DC» im Hallenstadion und war von da an total «angefixt». Er erlebte 1986 auch das letzte Konzert mit Freddie Mercury in der Schweiz und war völlig begeistert von diesem Auftritt. Daneben traf er Rockgrössen wie Bon Jovi – bei dessen Auftritt in Basel kaufte er eine Gitarre der Musikgruppe und liess diese von allen Bandmitgliedern signieren -, aber auch Zucchero, Laura Pausini oder Joe Cocker, sowie Herbert Grönemeyer oder den verstorbenen Gotthard-Sänger Steve Lee. In der Presse konnte man lesen, dass ihn vor allem der Mensch hinter dem berühmten Namen interessiere.
Das Regionaljournal Schaffhausen brachte am 08.02.2024 um 17:30 einen Bericht zu Severo Marchionne und dessen Passion für diese Art Musik. Dieser hatte nach seinem ersten Besuch im Rock- und Pop-Museum Niederbüren erklärt: «Nach zehn Sekunden war es meine Welt». All diese Vernetzungen mit der Musikszene, verbunden mit einem riesigen Schatz an Anekdoten über Begegnungen mit Musikgrössen machen ihn zum idealen Präsidenten dieses einzigartigen Museums.
Anspruchsvolles Übergangsjahr 2023
Laut Marchionne gestaltete sich das Jahr 2023 für alle Vorstandsmitglieder erwartungsgemäss recht herausfordernd. Hatte bis anhin Tschiibii – immer zusammen mit seiner unermüdlichen Frau Uschy – alle Fäden in der Hand gehabt, so sassen nun im Vereinsvorstand plötzlich fast lauter Personen mit einem ausgefüllten Berufs- und Privatleben. Es brauchte deshalb viel Geschick und Organisationstalent, um alle Bereiche eines solch vielfältigen Museums abdecken zu können.
Der aktuelle Vorstand v.l. Roger Mauchle, Andy Lehmann, Jo MIttelholzer, Oliver Benz, Severo Marchionne, Michael Huber und als einzige Frau -Franziska Werz
Neue Verantwortlichkeiten
Die Aufgaben des Vorstands wurden neu in Ressorts aufgeteilt. Einzelne Ressortleitungspersonen berichteten an der GV von ihrer Tätigkeit. Oliver Benz – hauptberuflich Musiklehrer an der Kanti Wil – betreut das Sekretariat des Vereins. Stolz erzählte er von den insgesamt 224 Führungen, die im vergangenen Vereinsjahr durch das Museum stattgefunden hatten. Viele davon hatte noch Tschiibii durchgeführt. In diesem Hause werden Museumsführer «Guide» genannt. 2452 Besucherinnen und Besucher genossen den Gang durch das Museum, lauschten den interessanten Geschichten zu den vielen im Hause verewigten Künstlerpersönlichkeiten und liessen sich auch kulinarisch verwöhnen. Fast etwas stolz verriet Benz zudem, dass sie vor lauter Anfragen sogar eine solche hätten absagen müssen, eine Premiere.
Sie alle führen durchs Museum: Severo Marchionne, Sebi M. Gahlinger, Urs Salzmann, Stefan “Steve” Blaser, Guide-Obmann Jo Mittelholzer und Oliver Benz.
Marketing
Beim Eingang empfingen zwei nette Damen die eintreffenden Mitglieder. Sofort stachen die hübschen T-Shirts in einem angenehmen Rot samt goldener CD-Scheibe ins Auge. Andy Lehmann, als Marketing-Leiter für neue Einnahmequellen verantwortlich, legte denn auch in seinen kurzen Ausführungen allen Mitgliedern ans Herz, sich ein solches Kleidungsstück zu erwerben und damit die Verbundenheit zum Museum öffentlich zu machen. Auch wurde die Facebook-Seite wieder aus dem Dornröschenschlaf geholt. In Bearbeitung ist zudem ein Sponsorenkonzert.
Jo Mittelholzer ist Obmann aller Guides. Franziska Werz führt das Aktuariat. Und dass das Haus einen eigenen Betriebswart hat, ist ebenfalls wichtig. Dafür ist Roger Mauchle zuständig.
Geordnete Finanzen
Michael Huber konnte an seiner letzten Präsentation der Finanzen nur Erfreuliches berichten. So ist der Verein nach dem Kauf des Museums seit dem 31.12.2023 bereits schuldenfrei, was nur durch den grossen Einsatz vieler Freiwilligen – und ebenfalls dank der vielen Vereinsmitglieder – möglich werden konnte. Uschy Grossenbacher machte auch dieses Jahr die Buchhaltung. Das abtretende Revisorenduo Vreni Sennhauser und Bruno Eschmann forderte denn auch die Versammlung erst zur Entlastung – Vereinsdeutsch «Décharche – der Finanzverantwortlichen per Handzeichen auf, danach als Dank ans ganze Vorstands-Team zu einem mächtigen Applaus.
Herausforderungen
Alle Vorstandsmitglieder sind berufstätig. Es ist deshalb nicht immer leicht, alle Anforderungen sofort zu erledigen. Doch weil alle mit grossem persönlichem Einsatz hinter den Zielen des Museums stehen, können die meisten Wünsche auch weiterhin erfüllt werden. Der Vereinsvorstand hat neu drei Arten von Gruppenführungen eingeführt. Je nach Angebot kann ein Silber-, Gold- oder Platinstatus gebucht werden.
Neuwahlen
Vreni Sennhauser und Bruno Eschmann traten nach 10 Jahren genauer Rechnungsprüfung zurück. Sie wurden mit einem Geschenk und einem grossen Applaus geehrt. An ihre Stelle treten René Eckenfels und Elsbeth Hollenstein. Und für den zurückgetretenen Michi Huber tritt neu Roland Keller, bekennender Rockfan und Bauer, in dessen Fussstapfen. Beim Vorstand bleibt alles wie gehabt.
Und doch noch einmal Tschiibii!
So ganz lief die Abwicklung der Traktanden dann doch nicht ohne Tschiibii ab. Schliesslich kennt er den zurücktretenden Kassier und Finanzchef Michael «Michi» Huber seit der Eröffnung des Museums. In einem kurzen Rückblick auf Bildern rief er den grossartigen Einsatz des Mannes noch einmal ins Gedächtnis. Mit vielen Gesten und humorvollen kleinen Anekdoten würdigte er Huber. Dieser sei Denker, Mahner und Zahlenmensch in gutem Sinne gewesen. Nicht selten habe es geheissen: «Wer soll das bezahlen?» Am Schluss hätte Tschiibii noch fast vergessen, das Mikrofon zurückzugeben. Also doch noch ein kleines bisschen Wehmut? Mit einem Geschenkkistli und verschiedenen Gutscheinen wurde Michi Huber nach dieser vergnüglichen Laudatio lautstark verabschiedet.
Allgemeine Umfrage
Eine Person wollte wissen, ob es die unentgeltlichen Führungen an Samstagen wohl weiterhin gebe. Wegen der grossen zeitlichen Belastung aller Vorstandsmitglieder habe man sich dazu entschieden, dies nur noch einmal pro Quartal anzubieten, hiess die Antwort. Im zweiten Quartal – April bis Juni – wird im Rahmen der KULTURBÜHNE am Samstag, dem 4. Mai, ein Tag der «Offenen Türe» im Museum stattfinden. Am Schluss des geschäftlichen Teils bedankte sich Marchionne bei allen, die in irgendeiner Form das Museum unterstützen, sei dies als Sponsoren, als freiwillige Helferinnen und Helfer und natürlich auch als Vereinsmitglieder, die mit ihrem Jahresbeitrag zur soliden Finanzlage des Museumvereins beitragen. Aktuell sind 560 Mitglieder in der Vereinsliste eingetragen.
Nach der ruhigen Abwicklung der Traktanden, die alle ohne Gegenstimme abgehakt werden konnten, gab es eine Pause, in welcher sich die Mitglieder auf das musikalische Geschehen auf der Bühne einstimmen konnten. Draussen hatten – wie schon vor Beginn der Versammlung – fleissige Herren Würste grilliert und damit die nötigen Kalorien für das Durchhalten des Abends bereitgestellt. Im Saal wurden unterdessen alle Stühle zusammengestellt, allerdings auf jeder Saalseite eine Reihe für Sitzwillige stehengelassen. Man wartete auf die versprochenen Musikgenüsse.
Severo Marchionne kündigte mit sichtlicher Vorfreude die junge Pop-Musikerin Skyler Wind als «Opening Act» an… Da trat eine junge rothaarige Frau nur mit Gitarre und ihrer Stimme auf, die unbekümmert eigene Befindlichkeiten in Songs verwandelt, dabei öfter mal die Sprache wechselt, da sie verschiedene Mentalitäten in sich vereinige, wie sie verriet. In Singapur geboren, lebt sie in der Umgebung von Zürich. Sie ist Schweiz-Kanadierin. Mit ihrer Gitarre und ihrer klaren Stimme hatte sie die andächtig zuhörenden Personen im Saal schnell im Sack. Nach einer halben Stunde machte sie nach grossem Applaus Platz für den «Haupt-Act», die Hardrockband China, gegründet bereits 1985.
Ohne Strom geht an so einem Abend nichts…
Marchionne machte vor deren Auftritt die Zuhörerschaft richtig heiss auf das Konzert mit den altgedienten Rockern, bestehend aus lauter in der Szene bekannten grossen Namen. Hatten diese in der langen Zeit seit ihrer Gründung immer mal wieder Wechsel in ihrer Besetzung gehabt, spielen sie heute wieder in ihrer Originalbesetzung. Wer ihre Webseite besuchen möchte, braucht allerdings Englischkenntnisse. Mehr Informationen gibt es hier. Die fünf Musiker machten ihrem Ruf als «Hardrockband» alle Ehre und fuhren von Beginn an mit «schwerem Geschütz» auf. Die anwesenden Rockfans – jedes Mitglied hatte vier Personen gratis dazu einladen dürfen – waren hin und weg, schwelgten vielleicht gar in Erinnerungen an ihre Jugend, als Rockmusik noch «Rebellenmusik» war…
Gute Vorsätze für das Zusammenleben im Klassenzimmer – an einer Türe im Schulhaus in der Nähe des Gemeindesaals gelesen, sicher für alle Menschen gültig.
Dazu ein paar Medienberichte
Hier können Medienberichte auf der Webseite des Museums nachgelesen und -gehört werden.
Bericht über die Museums-Übergabe an den Verein 2023: Die beiden «Tschiibiis» geben ihr Lebenswerk weiter…
2022 Wenn die Traktandenliste möglicherweise die Nebensache ist…
2021 Keep on Rockin’