
Die Alte Gerbi Oberuzwil ist jung geblieben
Am 6. Juni 2025 lud der Stiftungsrat des Kulturlokals Alti Gerbi Oberuzwil zu einem «Sommeranlass» für das ganze Dorf ein. Schon von weither hörte man bekannte Melodien, gespielt von der Pläuschler-Musig Oberuzwil. Gutgelaunte Gäste fanden sich schon früh in grosser Zahl auf dem Vorplatz der Gerbi ein. Auch mehrere Mitglieder des Gemeinderates wurden auf dem Festgelände gesichtet. Ob zu diesem Grossaufmarsch wohl auch das Versprechen einer Gratiswurst beigetragen hat?
Sinn und Zweck eines solchen Begegnungsfestes
Gemeindepräsident Andreas Eisenring stellte in seiner kurzen Ansprache den Beginn des Kulturhauses vor. Im Juni 2000 ging das erste Baugesuch für eine Umnutzung der grosszügigen Räume ein, von Eisenring damals eigenhändig unterschrieben, zusammen mit dem damaligen Gemeindepräsidenten Cornel Egger. Im Jahr 2000 wurde der Einbau eines Jugendraums bewilligt, auf Initiative von Walter Dobler, der sich sehr dafür eingesetzt hatte.
Deshalb lud die Kulturstiftung ALTI GERBI zum «25 Jahr-Jubiläum» ein, auch wenn die Umnutzung zu einem Kulturlokal erst 2003 erfolgt war. Man rechnete eben vom ersten Umbauprojekt an. Noch 2017 hatte die Gemeinde einen Zeithorizont von 10 Jahren festgelegt. Das Lokal hat sich unterdessen als unverzichtbar erwiesen. Wie schön, dass das Haus als Zeitzeuge aus einer vergangenen Zeit unterdessen seinen festen Platz im Dorfgefüge behalten darf. Eisenring dankte dabei den Gerbi-Nachbarn ausdrücklich für ihre Toleranz gegenüber manchmal entstehenden Lärmbelästigungen bei gewissen Anlässen.
Auch Gemeinderätin Kathrin Germann-Alder, Präsidentin der Kulturkommission und zudem zuständig für Sport und Freizeit, richtete ebenfalls ein paar Worte an die Mitfeiernden. Der Gemeinderat habe sich viele Gedanken gemacht, wie das Dorf seine Lebensqualität behalten könne. Miteinander feiern gehöre da unbedingt dazu. Sie rief aber auch in Erinnerung, dass solche Anlässe keine Selbstläufer seien. Es brauche immer Menschen im Hintergrund, die ihre Zeit und ihre Talente für die Allgemeinheit zur Verfügung stellten. Ohne Freiwilligenarbeit verarmt der Zusammenhalt in einer Gemeinschaft.



Vielfalt an Vereinen
Kathrin Germann wies zudem auf die Vielfalt an Vereinen in den Dörfern der Gemeinde Oberuzwil hin. Dazu gehören Niederglatt, Bichwil (mit Riggenschwil und einem Teil von Oberrindal) und Oberuzwil Dorf. Sie freute sich gleichzeitig darüber, dass sich gleich vier Formationen aus dem Dorf – die Pläuschler-Musig Oberuzwil, die Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil, der Jodlerclub Uzwil sowie der Männerchor Frohsinn – bereiterklärt hatten, den Abend mit Beiträgen zu bereichern. Besonders beklatscht wurde der Auftritt mit den beiden Chören und der Musikgesellschaft mit ihrem Lied «Friede ha», gerade in heutigen Zeiten mehr als nur passend. Allen wurde ihr Einsatz im Voraus herzlich verdankt.
Auftritt der Musikformationen
Der Männerchor Frohsinn versetzte sich in die Lage eines Alpwanderers, der einen Unterschlupf sucht und diesen – wer hätte das gedacht? – beim «Sennemeiteli» findet. Auch «Meiteli, wenn du witt go tanze» fand Anklang, ebenso das choreigene Lied über die verschiedenen Stimmen. So richtig dankbar war dieser Auftritt nicht, herrschte doch ein ziemlicher Geräuschpegel auch während der Musikvorträge. Stefan Hobi, Präsident des Jodlerclubs Uzwil, mahnte, man solle doch «still wie während dem Gottesdienst» sein während ihrer Jodellieder. Es nützte allerdings nur wenig.




Da konnte sich die Musikgesellschaft schon besser Gehör verschaffen mit ihren instrumentalen Möglichkeiten. Sie spielte zum Jubiläum der Alten Gerbi den Geburtstagsmarsch. Besonders beklatscht wurde schliesslich der gemeinsame Auftritt der beiden Chöre und der Musikgesellschaft mit ihrem Lied «Friede ha», gerade in heutigen Zeiten mehr als nur passend. Wer an der Clientis-GV gewesen war, hörte diese besinnliche Hymne hier zum zweiten Mal und freute sich erneut darüber.
Kulturlokal «Alti Gerbi» Oberuzwil
Das Kulturlokal «Alti Gerbi» gibt es seit 23 Jahren. Vorher hatte das Haus lange als Lagerhalle für Gegerbtes gedient. Gerben war früher ein recht unappetitliches, geruchsintensives Geschäft, brauchte man doch Urin, Vogelkot oder bestimmte Rindenabsude für die Haltbarmachung der Tierhäute. Der heutige Gemeindepräsident Andreas Eisenring war um das Jahr 2000 herum Oberuzwiler Bauverwalter und musste in dieser Funktion mit einem Mieter der Räumlichkeiten die Situation im Gebäude begutachten. Er schilderte das so: «Im Obergeschoss lagerten damals unzählige aufeinandergeschichtete Flipperkästen, im heutigen Kulturlokal stank es wirklich erbärmlich und im Untergeschoss war alles bis zur Decke voll mit alten Autopneus.» Das alte Holz hatte den Geruch in langen Jahren richtiggehend aufgesogen.
Stiftungsrat der Kulturstiftung „Alti Gerbi“

v.l. Remo Meier, Pascal Brun, Sandra D’Alessio, Hans Müggler, Walter Dobler, David „Dave“ Christian Traber – auf dem Bild fehlt Präsident Fredy Willi.
Auch Heidi Künzler und der verstorbene Walter Bruggmann waren massgeblich am Entstehen der Stiftung beteiligt.
Umbauten
Seit 2002 gehört das Gebäude der Gemeinde. Im Jahr 2003 wurde das Erdgeschoss zu einem Kulturraum umgebaut, gleichzeitig auch isoliert. Im gleichen Jahr wurde im Untergeschoss die Ludothek eingebaut, 2004 ein Fluchtweg für die Ludothek und den Jugendraum eingerichtet. 2022 beschloss die Gemeinde, das Dach mit Photovoltaik zu belegen, um so eigenen Strom erhalten zu können. Und schliesslich wurde der doch etwas düstere Kulturraum 2023 aufgefrischt und verschönert. Seither wird der Raum sehr gut nachgefragt, wie Stiftungspräsident Fredy Willi begeistert berichtete.
Eine Bühne für die Kleinkunst
Kleinkunst heisst keineswegs, dass die Kunst «klein» sei, die da gezeigt wird. Aber anders als etwa im Hallenstadion ZH ist die Lokalität schon vom Platz her doch eher klein. Dafür ist man auch nahe beim Geschehen, braucht kaum einen Feldstecher oder riesige Bildschirme, um das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen. Immer wieder gibt es tolle Angebote, teilweise von der Stiftung selbst organisiert, aber auch von anderen Vereinen oder Kulturanbietern, so beispielsweise von der Donnerstagsgesellschaft Oberuzwil, die diesen Raum immer wieder für spannende Anlässe mietet.
Kulturgrössen in der Oberuzwiler «Provinz»
In letzter Zeit kamen grad ein paar namhafte Grössen aus der Musik- oder Kabarettszene nach Oberuzwil, um das Publikum zu verzaubern. Im Januar trat der bekannte Baselbieter «Schangsonier» Florian Schneider – «Phantom der Oper» – auf. Im April verzückten drei Berner Frauen mit dem Namen «si jamais» das begeisterte Publikum. Pippo Pollina war da, Bo Katzman mit Tochter Ronja...
Auch etwas für die Jungen
Das Gerbi-Programm bietet aber auch viel für junge Menschen. Discos werden gut besucht, kürzlich war Linda Elys in der Alten Gerbi und räumte kurz darauf bei den Swiss Awards als «SRF 3 Best Talent» ab, samt Fördergeld von 10’000 Franken. Auch Remo Forrer oder Michael von der Heide und andere Bekanntheiten gaben sich hier schon die Ehre. Alle diese Anlässe waren gut besucht und lockten vor allem auch junge Leute an. So ist das Gerbi-Kulturlokal heute ein Haus für alle Generationen.
Wetterglück
Mit dem Wetter hatte das Gerbi-Team ein Riesenglück. Die Wetterkundigen von Meteo hatten sich nämlich nicht genau festlegen lassen wollen, wann jetzt der vorausgesagte Regen eintreffen werde. Als das Fest um 18:00 Uhr begann, war es auf den Festbänken an den Sonnenplätzen sogar längere Zeit ziemlich heiss. Doch gegen 21:00 Uhr begannen sich immer mehr dunkle Wolken aufzutürmen. Und nicht lange danach setzte der Guss von oben auch ein, zahm zwar, aber doch nass. Verschiedene brachen deshalb nach Hause auf, aber die Festtüchtigen verzogen sich ins Innere der Gerbi und feierten dort weiter.
Weitere Begegnungsmöglichkeiten
Am zweitletzten Juni-Wochenende trifft sich Jahr für Jahr Jung und Alt an der Schüeli, sind alle Bevölkerungsgruppen auf dem Fussballplatz bei der Oberstufe Schützengarten versammelt. Und am Donnerstag, 07.08.2025, wird einmal mehr die Sommerserenade mit begeisternder Musik stattfinden, auch dies seit vielen Jahren eine sehr schöne Tradition zum Ferienende. Auch die Niederglättler, die Bichwiler und die Oberuzwiler Chilbi sind Begegnungsfeste. Da kommen jeweils auch viele Heimweh-Oberuzwiler, Bichwiler oder auch Niederglättler in die alte Heimat zurück. An Möglichkeiten zum Festen fehlt es in Oberuzwil also nicht!
Einige Impressionen neben der Bühne



