Mit Musik unterwegs – “ein Leben lang”…

Mit Musik unterwegs – “ein Leben lang”…

13. Januar 2023 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Endlich konnte die traditionelle Musikunterhaltung der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil – kurz MGBO genannt – wieder in gewohntem Rahmen durchgeführt werden. Der Abend wird abwechslungsweise in der Turnhalle Bichwil oder der Mehrzweckhalle Oberuzwil abgehalten. Da auch im letzten Jahr keine Veranstaltung möglich war – weder anfangs Januar noch am Verschiebungsdatum im März – hatte sich der kreative Vorstand ein besonderes Dorffest im Juni ausgedacht, welches ein grosser Erfolg wurde. Bei brütender Hitze vergnügte sich Jung und Alt und genoss die musikalischen sowie kulinarischen Angebote. Hier kann ein Rückblick darauf nachgelesen werden. Sommerfest der MGBO | Hallowil.ch

Einladende Atmosphäre

Die Bichwiler Turnhalle war einmal mehr in eine wahre Festhütte verwandelt worden. «Ein Leben lang», das Motto des Abends, prangte auf der Wand hinter den Musizierenden. Als dann zu Beginn des Unterhaltungsabends die Lichter im Saal ausgingen, fielen die vielen brennenden Windlichter auf den Tischen auf und erinnerten ein wenig an die gerade erst vergangene Adventszeit. Vor dem Konzert konnte man, wie seit mehreren Jahren üblich, sich auch verpflegen. Dabei wurde die Musikgesellschaft von befreundeten Vereinen aus der Nachbarschaft unterstützt. So war die Musikharmonie Flawil für den Service besorgt, auch der STV Bichwil war an der Arbeit. Und natürlich waren die Musikantinnen und Musikanten der MGBO schon vor dem Abendprogramm und während der Pause wieder als Helferinnen und Helfer gefragt, immer dort, wo Not am Manne war. MG Bichwil-Oberuzwil – Viele Dörfer – eine Musik (mgbo.ch)

Leo Neuländner freute sich über die vielen Menschen in der grossen Turnhalle und hiess alle herzlich willkommen.

Ehrungen

Im Verein gibt es verschiedene «altgediente» Musikanten. Wegen der Einschränkungen während der Corona-Pandemie konnten diese erst am diesjährigen Unterhaltungsabend wieder in aller Öffentlichkeit geehrt werden. Posaunist Karl Rüst wurde schon mehrmals für sein langjähriges Wirken gewürdigt, diesmal für 60 Jahre, allerdings seien es unterdessen gar 63 Jahre geworden, der Jubilar aber noch immer rüstig, was seinem Namen alle Ehre mache, wie Präsident Leo Neuländner anmerkte. Auch Alex Hollenstein hat bereits 60 Jahre – unterdessen gar 62 Jahre – in der MGBO mitgewirkt. Sein Instrument ist das Euphonium. Als Dritter im Bunde durfte Trompeter – und gewiefter Stegreifler – Hansueli Sohlentaler für 50 Jahre Aktivmitgliedschaft den Applaus des Publikums entgegennehmen.

170 Jahre auf der Bühne – ein Vergnügen für Präsident Leo Neuländner, diese Tatsache mit humorvollen Worten zu würdigen. Karl Rüst spielt seit 63 Jahren in der Dorfmusik mit, geehrt wurde er für 60 Jahre. Alex Hollenstein – Mitte – ist nur ein Jahr weniger lang im Verein, eigentlich auch bereits 62 Jahre. Er war von 1986 – 1993 selber einmal Vereinspräsident. Und Hansueli Sohlentaler – neben dem Präsidenten – durfte für 50 Jahre den verdienten Dank entgegennehmen.

Ein Leben lang…

Eingebettet war das Musikprogramm in eine Lebensreise zweier Menschen mit gemeinsamen Schulzeiterinnerungen. Sie hatten sich gerade kürzlich bei einer Klassenzusammenkunft wieder einmal getroffen. Gespielt wurde das Paar von Monika Sutter und David Friedl.

Paul und Ruth kamen sich im Laufe des Abends immer näher. Der Präsident würdigte ihre Leistung mit passenden Worten.

Paul hat Seelenschmerzen, denn seine Frau ist auf und davon. Da sieht er Ruth auf einem Bänkli, intensiv in einem Buch lesend. Sie, seit Kurzen pensioniert, hat Karriere als Ärztin gemacht. Nun liebt sie ruhige Tage mit einem Buch draussen in der Natur. Paul setzt sich zu ihr. Langsam kommt ein Gespräch in Gang. Die Geschichte nimmt ihren Lauf, schliesslich finden Ruth und Paul zueinander und beschliessen, den Rest ihres Lebensweges gemeinsam zu gehen. Nach jeder Spielszene nahm das Ensemble ein Stichwort auf musikalische Weise auf und liess damit die Herzen der Musikfans höherschlagen. Für das aufwendige – und laut Präsident Leo Neuländner mehrmals angepasste – Drehbuch war Flurina Näf aus dem Piccolo-Querflötenregister zuständig.

Musikprogramm

Das Konzertprogramm begann mit einem zünftigen Marsch. Der Name war zugleich Programm: Aufwärts! Ernst Lüthold: Aufwärts – YouTube. Auch am Konzertende gab es als Zugabe nochmals einen schmissigen Marsch. Doch die ausgewählten Werke dazwischen gehörten in die Gattung «konzertante Musik». Der Verein hat sehr viele junge Mitspielende. Auch der Dirigent ist jung. Da muss die Musikauswahl passen. Filmmusik kommt sowohl bei Spielerinnen und Spielern als auch beim treuen Publikum immer gut an. Aus dem Film «König der Löwen» erklang diesmal ein Medley mit bekannten Melodien. Da gab es sinfonische, manchmal gar zärtliche, aber durchaus auch drohende, einschüchternde Stellen. Im Stück «Open thy heart» spielten zwei Querflötistinnen anspruchsvolle Soli. Das ganze Programm durch waren immer wieder einzelne Register zu hören, hatte jede Instrumentengruppe eine besondere Herausforderung. Der längjährige, versierte Dirigent Dominik Eugster zeigte jeden Einsatz an, gab dem ganzen Musikkorps damit Sicherheit und Ausstrahlung.

Fähnrich Daniel Siegentaler brachte mit seiner Vereinsfahne etwas frische Luft auf die Bühne. Die Musizierenden folgten konzentriert den “Regie-Anweisungen” ihres Dirigenten Dominik Eugster.

Nach der Pause war anfänglich erst ein Perkussionsinstrument zu hören, alle anderen Stühle noch unbesetzt. Doch nach und nach füllten sich die Reihen. Wer sass, begann sofort zu spielen, bis schliesslich ein Gefühl von «La vita é bella» – «das Leben ist schön» – die Turnhalle durchströmte.

  • 1 Die beiden Solistinnen Flurina Näf – rechts – und Michelle Meyer
  • 2 Offene Arme für alle, die Musik lieben – Dirigent Dominik Eugster
  • 3 Geben was her, die glänzenden Tubas und sind bei jedem Musikstück für den nötigen “Unterbau” besorgt

Auch moderne Hits fanden Aufnahme im Programm. «Skandal im Sperrbezirk» – auch bekannt als «Skandal um Rosi» – der Spyder Murphy Gang oder Göläs Gassenhauer «I hätt no viu blöder ta» und als Programmschluss «Tage wie diese» der Band «Die Toten Hosen» mit ihrem Leadsänger Campino wurden begeistert beklatscht. Die Toten Hosen // „Tage wie diese” Spider Murphy Gang Skandal im Sperrbezirk Zeche Bochum

Jugendband Betti Players

Leiter Marco D’Incau merkte zu Beginn dieses Programmteils schmunzelnd an, dass «es absolut keine Kunst ist, mit 35 Leuten Musik zu machen», wohl aber mit nur wenigen, wie er gleich zeigen werde. Und wirklich! Es war diesmal ein kleines Grüppchen, welches auf der grossen Bühne fast etwas verloren wirkte. Zwei sich noch immer jugendlich fühlende Herren – Leo Neuländner, Präsident der MGBO und Thomas Fele, Musikschule Oberuzwil-Jonschwil/Uzwil – unterstützten die kleine Schar. Am Schlagzeug war auch Patrick Franck zu hören. Mutig präsentierten sie vier fetzige Stücke, von Leiter D’Incau feurig angetrieben. Natürlich wurden die jungen Leute nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen. Sie hatten schliesslich bewiesen, dass ihr Leiter mit seinem Anfangsspruch völlig Recht gehabt hatte…

  • Qualität statt Quantität
  • Betti Players mit Verstärkung
  • … und Leo Neuländners Dank an Marco D’Incau für dessen Einsatz für musikbegeisterte junge Menschen.

Selbstverständlich trugen alle vorgetragenen Werke englische Titel. «Thinking out loud», «See you again», «Too busy» und «High hopes» schienen sowohl den Musizierenden wie auch dem Publikum Spass zu machen, denn der Applaus war ohrenbetäubend. Musik ist descliesslich nn auch ein kluges Hobby, wird da doch der Einsatz von Kopf, Herz und Hand gefördert. Und im Hinterkopf rechnen sich die «Vereinsoberen» ganz zu Recht vermutlich auch Nachwuchs für ihren Verein aus. https://mgbo.ch/galerie/

Dank

Die Liste derer, denen gedankt werden sollte, war lang. Dabei spürte man die gute Stimmung im Verein. Erst zeigte der Präsident eine Art riesige Quittung – die Unterschrift all der Vereinsdelegationen, die der Musikgesellschaft mit ihrem Besuch die Ehre erwiesen. Ohne all die vielen Helferinnen und Helfer wäre ein derartiger Anlass überhaupt nicht zu bewältigen. Es braucht Leute in der Küche, im Service, in der Technik oder im Einrichten des Saals. Die Tombola muss bestückt werden. Der Lösliverkauf ist ebenfalls wichtig, denn dies bringt Geld in die Vereinskasse. Die Bichwiler haben das grosse Glück, eine eigene Dorfstiftung zu haben. Die gibt immer wieder einen Zustupf für Vereinsanlässe des Dorfes, so auch an die Unterhaltung der MGBO. Hampi Jung als umsichtiger Hallenwart durfte ebenfalls verdienten Dank entgegennehmen. Solche Anlässe können schliesslich auch mal länger dauern, da ist man um einen einheimischen Kenner der Gebäulichkeiten froh.

  • Zwei, die sich verstehen – Präsident Leo Neuländner bedankt sich bei Dirigent Dominik Eugster für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.
  • Doch auch der Präsident selbst bekam von seinem Vorgänger, Peter Weiss, den wohlverdienten Dank – und Applaus – für seine umsichtige, humorvolle Vereinsführung.

Mitternachts-Einlage

Es hat sich bereits eingebürgert, dass die MGBO ihr Publikum um Mitternacht jeweils mit einer Sondereinlage zum Staunen bringt. Einerseits ein kluger Schachzug, die Gäste noch etwas in der Halle zu halten, andrerseits jedes Mal eine kleine Überraschung. In der Musikgesellschaft gibt es ausgesprochen viele kreative Köpfe. Einmal mehr hat Christine Hollenstein für diesen Spass das Szepter übernommen. Erst hörte man in der Halle nur einen Schmerzensschrei. Schnell eilte eine Notfallärztin herbei. Und schon humpelte Christine Hollenstein an Krücken über die Bühne. Der Reihe nach kamen nun Verletzte auf die Bühne, in der Hand ein Instrument. Doch wie mit gebrochener Hand ein Instrument spielen?

Christine wusste Rat, platzierte die Handicapierten klug so hin, dass solche mit intakten Händen – oder nur einer – den Instrumentalisten die Blaslöcher fachkundig bedienten, während die bedauernswerten Verletzten – ganz besonders traf dies auf Peter Weiss zu – einfach auf die richtigen Töne hoffen musste. Und es tönte gar nicht schlecht. «Always on the bright side of life» war jedenfalls gut erkennbar. Als dann «Alls wo d bruchscht, das isch Liebi» anklang, dauerte es nicht lange, bis alle im Saal mitsangen. Das Lied ist ja unterdessen eine wahre Volkshymne geworden. Mit dem Anspielen des Klarinettenmuckls verblüffte Peter Weiss samt seinen zwei Zudienerinnen – bis sich herausstellte, dass Leo -unterdessen wieder mit brauchbaren Händen – die Klappen gedrückt hatte. Das Publikum brach in rauschenden Applaus aus. Leo bedankte sich bei Christine Hollenstein für ihren Sondereinsatz, diese fand, dass man den Präsidenten eben «für alles» brauchen könne, was immer das auch heissen mag…

Ausblick

Die Musikgesellschaft MGBO wird am Samstag, 3. Juni 2023, auf dem Areal der MZA Breite in Oberuzwil den Kreismusiktag mit zehn mitmachenden Formationen organisieren.

Erwartet werden rund 400 Musizierende. Dazu soll ein Zelt für 1’000 Personen aufgestellt werden. Präsident Leo Neuländner verkündete dieses Vorhaben mit richtig glänzenden Äuglein. Er rief das Publikum dazu auf, dieses Datum doch bereits im Auge zu behalten und an diesem Tag mit der MGBO mitzufeiern.

Einige Bilder stammen aus der Galerie von Stefan Bösch, der seit Jahren für die MGBO fotografiert und auch für die Presse zur Verfügung stellt. Vielen Dank!