Konzertzyklus Uzwil mit 2. Saisonkonzert 2022/2023 «Beschwingt ins neue Jahr»

Konzertzyklus Uzwil mit 2. Saisonkonzert 2022/2023 «Beschwingt ins neue Jahr»

3. Februar 2023 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Ein Streichquartett, bestehend aus drei Männern und einer Frau, alles Mitglieder des Sinfonieorchesters St.Gallen, erfreuten am zweiten Saisonanlass das Konzertzyklus-Uzwil-Publikum mit eher wenig gehörten Werken von Alexander Borodin, Joseph-Maurice Ravel (besser bekannt als Maurice Ravel) und Antonín Dvořák .

Vereinspräsident Hanspeter Haltner freute sich über die zahlreich erschienenen Musikfans im Gemeindesaal Uzwil . Mit leisem Schmunzeln meinte er, dass man bei gnädigem Hinsehen auch jetzt noch von einem Jahresanfangskonzert sprechen könne. Er machte auch auf die Internationalität des Quartetts aufmerksam. Wer sich auf der Webseite des Sinfonie-Orchesters St.Gallen umschaut, kann ob der Nationenvielfalt nur noch staunen. Aus aller Herren Länder musizieren Künstlerinnen und Künstler in diesem Ensemble. Orchester | Theater St.Gallen

Die Geigerin Yoko Ishikawa kam 1974 in Tokyo zur Welt, hat früh die Liebe zur Violine entdeckt und ist seit 2003 erste Geigerin im Sinfonie-Orchester. Yuko Ishikawa Ricardo Gaspar, Jahrgang 1991, stammt aus Lissabon, hat eine Art Liebesbeziehung zur Viola und ist im Sinfonie-Orchester als Solist tätig. Ricardo Gaspar Geigenspieler Igor Keller hat Jahrgang 1973 und ist seit 2011 Konzertmeister. Igor Keller Cellist Pierre Deppe, 1995 in Le Mans – Frankreich – geboren, schliesslich amtet seit dieser Saison als Orchester-Vorspieler. Pierre Depp Diese vier Persönlichkeiten boten ein hochkarätiges Konzert mit drei längeren Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Alexander Porfirjewitsch Borodin (1833-1887)

Alexander Borodin war mit unzähligen Talenten gesegnet. Obwohl unehelich geboren, durfte er doch von Klein auf eine gute, vielfältige Ausbildung geniessen. Wie damals oft üblich, wurden solche unehelichen Fürstenkinder gerne auf den Namen von Dienern registriert. Doch kurz vor seinem Tod bekannte sich der wirkliche Vater zu seinem Sohn und vererbte ihm später auch ein schönes Kapital, welches ihm ein Medizinstudium und später eine Ausbildung zum Chemiker ermöglichte. Er war ein begeisterter Forscher. Bis heute sind manche seiner Forschungsergebnisse aus der organischen Chemie wegweisend, erworben an der Militärakademie in St.Petersburg. In seiner Funktion als Hochschullehrer förderte er als Pionier studierwillige Frauen, vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich, wie niemand sonst im Zarenreich. Zudem war er äusserst sprachgewandt und konnte sich in Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch genauso ausdrücken wie in seiner Muttersprache Russisch.

Musiker Borodin

Musik gehörte aber immer auch zu seinem Leben. Für ihn war sie Ausgleich zu seiner strengen wissenschaftlichen Tätigkeit. Er lernte namhafte Komponisten kennen, wurde schliesslich das fünfte Mitglied der nationalrussischen «Gruppe der Fünf». Dazu gehörten nebst ihm Mili Balakirew, César Cui, Modest Mussorgski sowie Nikolai Rimski-Korsakow. Er freundete sich auch mit Franz Liszt an, der ihm half, seine Werke bekanntzumachen. 1953 bemächtigten sich die Komponisten Robert Wright und Chet Forest des musikalischen Werkes von Alexander Borodin und führten das Werk unter dem Namen «Kismet» auf. Es wurde ein Riesenerfolg. Borodin bekam dafür posthum sogar einen «Tony Award».

Am Konzertzyklus-Konzert im Gemeindesaal Uzwil erklang sein Streichquartett Nr. 2 in D-Dur. Das junge Ensemble spielte engagiert, mit viel Körpereinsatz und starkem Bogenstrich, manchmal auch mit Zupfsequenzen, dass man Angst um die Saiten bekam. Sah man da nicht sogar ein paar Fäden vom Geigenbogen von Geigerin Yuko Ishikawa herunterhängen? In vier sehr unterschiedlichen Sätzen reizten die Musizierenden alle Klangmöglichkeiten ihrer Instrumente aus. Mal «sang» das Cello, mal setzte eine Geige fast zuckersüss ein, auch die Leitstimme wechselte oft. Der vierte Satz endete in einem effektvollen «Grande Finale».

Joseph-Maurice Ravel, bekannt als «Maurice Ravel»

Wer noch nie etwas von diesem französischen Komponisten gehört hat, kennt dennoch bestimmt dessen Glanzstück «Bolero». Bolero – Ravel Ravel war ein «Dandy», der von sich selbst sagte, er sei ein «fauler Hund». Das wirkte sich auf sein Klavierspiel aus. Er flog – mangels Motivation und Übungsfleiss – aus einer Meisterklasse und verlegte sich auf das Komponieren, welches er bei Gabriel Fauré studieren konnte. Maurice Ravel – Biografie Seine Musik war bei manchen Kollegen zeitlebens umstritten. Doch das Publikum liebte seine Kompositionen. Der Musiker ist bis heute unvergessen.

In Uzwil erklang sein Streichquartett in F-Dur. Vier Sätze mit ganz unterschiedlichen Tempi und Stimmungen machen den Charme dieses Werkes aus. Ravel – Streichquartett F-Dur op. 35 Für diesen Programmteil hatten die Musizierenden einen Platzwechsel vorgenommen. Ein kurzer Augenkontakt reichte auch hier, um sich über Anfang und Einsätze zu verständigen. Man spürte während des ganzen Konzerts die hohe Konzentration und Spielfreude, welche sich auch auf das Publikum zu übertragen schien. Mucksmäuschenstill wurde dem hingebungsvollen Spiel gelauscht, um am Ende eines Werks ausgiebigen Applaus zu spenden.

Antonín Dvořák (1841-1904)

Das dritte Werk war dem tschechischen Komponisten Antonín Dvořák gewidmet. In seiner Musik verbinden sich volksmusikalische Elemente aus seiner mährischen Heimat mit klassischen Kompositionsvorgaben. Er war Organist und Bratschist, musizierte viele Jahre in Orchestern, bis ihn das Komponieren ganz in Beschlag nahm. Antonín Dvořák – Biografie Er vereinigte viele Einflüsse aus verschiedenen Welten in seinen Kompositionen. Das Streichquartett hatte für sein Uzwiler Konzert aus «Zypressen» – auch «Lieder-Echo» genannt -, aus einem Zyklus mit 12 kurzen Streichquartett-Stücken fünf – deutsche – Titel ausgelesen. Titel wie «Im Buch verwahrt, der alte Brief» oder wehmütig «Du einzig Teure, nur für dich» deuteten die Stimmung an. So konnte man sich bereits eine kleine Vorstellung vom Kommenden machen. Tänzerisch, oft volksliedartig, aber auch geheimnisvoll und anrührend sind diese einzelnen Werkteile gestaltet. Beglückt von dieser Art musikalischem «Dessert» liess sich das Publikum von den Melodien verzaubern und dankte am Schluss mit herzlichem Applaus für dieses besondere Konzert.