Festliche Adventsfeier des Uzwiler Frauenvereins

Festliche Adventsfeier des Uzwiler Frauenvereins

14. Dezember 2022 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Bereits am Eingang des Kirchgemeindehauses Niederuzwil wurden die in grosser Zahl eintreffenden Frauen mit brennenden Lichtern auf dem Aussenmäuerchen empfangen. Sorgsam in Einmachgläser platzierte Teelichter liessen bereits adventliche Stimmung aufkommen. Diese verstärkte sich noch beim Eintritt in den festlich geschmückten Saal. Auf der Bühne war ein wahres «Augenfestival» aufgebaut worden. Dekorativ gruppierte Kerzen auf Holzständern, glänzende Christbaumkugeln auf dem Bühnenboden, dazu Stechpalmenzweige mit tiefroten Beeren und kleine Laternen waren zu bestaunen, dazwischen hübsche blätterlose Zweiglein. Eine Augenweide! Dazu festlich geschmückte Tische und Kerzenlicht im Saal. Frauenverein, Evangelische Kirchgemeinde Uzwil

Pianoxa-Chor

Oxana Peter-Fedjura hat einen eigenen Chor aufgebaut, mit welchem sie ihren musikalischen Neigungen und Vorstellungen Ausdruck verleihen kann. Der Name PIANOXA deutet auf die Gründerin hin, aber auch auf ihre Liebe zum Piano. pianoxa.ch Es gab bereits einige Auftritte, die alle viel Anklang fanden, so beispielsweise ein Benefiz-Konzert für die kriegsgebeutelte Ukraine, Herkunftsland der Dirigentin. Benefiz-Konzert für die Ukraine


Noch warten die Sängerinnen und Sänger des Pianoxa-Chors auf ihren Auftritt.

An der Adventsfeier beschenkte der Chor die vielen feiernden Frauen mit einem doch eher unbekannten Werk von Antonio Vivaldi (1678 – 1741) , einem «Magnificat». Sein Werk «Die vier Jahreszeiten» ist hierzulande bestimmt viel bekannter, ja, zu einem eigentlichen Klassiker geworden. In neun Klangbildern wird Marias Lobgesang aus dem Lukas-Evangelium dargestellt. Auf Wikipedia ist nachzulesen, dass Vivaldi als Priester, Geiger, Dirigent und Hauskomponist im «Ospedale della pietà», einem Waisenhaus für Mädchen wirkte. Vivaldi wollte mit dem mehrmals überarbeitenden «Magnificat» begabten Mädchen in diesem Haus Gelegenheit geben, ihre Stimme hören zu lassen. Wer sich in Vivaldis Leben vertiefen möchte, kann dies unter dem folgenden Link tun. Antonio Vivaldi: Der rote Priester | Do Re Mikro | Hören

Informationen zu Antonio Vivaldi Antonio Vivaldi | Klassik Radio

Ein Werk in neun Teilen

Marianne Pessina stellte erst das Werk kurz vor. Jeder der neun Teile hat einen eigenen Charakter, was der Komponist durch unterschiedliche Tongeschlechter deutlich machte. Die Teile 1, 5 und 9 sind in g-moll gehalten, B-Dur wird für Teil 2 und 6 verwendet. Aber auch C-Dur – in Teil 3; A-Dur in Teil 4; d-moll in Teil 7 sowie F-Dur in Teil 8 kommen vor. Laut Dietrich Bonhoeffer, dem bis heute verehrten deutschen Theologen und Widerstandskämpfer, ist der Lobgesang Marias das älteste Adventslied des Christentums. Teil eins beginnt mächtig, Maria drückt ihre Verehrung gegenüber Gott aus. Darauf folgen ganz unterschiedliche Gemütszustände. Maria jubelt erst, fühlt sich darauf völlig elend, lässt sich aber auf tröstliche Versprechen Gottes ein und stimmt zum Schluss ein mächtiges «Gloria» an. Diese Erläuterungen halfen sehr, das gesamte Werk zu erfassen, ist doch alles in lateinischer Sprache verfasst. Und die ist vermutlich den wenigsten heutigen Menschen einfach so geläufig. Magnificat (Vivaldi)

Hier kann das ganze Magnificat nachgehört werden, allerdings nicht vom Pianoxa-Chor gesungen… vivaldi magnificat

  • Noch eine letzte Abstimmung zwischen Moderatorin/Sängerin und Erzählerin Marianne Pessina (links) und Chordirigentin/Pianistin Oxana Peter
  • Marianne Pessina erläuterte die einzelnen Teile der Vivaldi-Komposition «Magnificat».

Oxana Peter ist eine «Multi-Taskerin». Mit einer Hand begleitet sie den Chor, mit der andern gibt sie die Einsätze, dazwischen sind jeweils sofort beide Händen wieder auf den Tasten. Der Chor sang differenziert, der Dirigentin aufmerksam folgend, immer dem jeweiligen Gemütszustand Marias angepasst. Dank der hilfreichen Einführung war allen klar, dass das «Magnificat» ein Gesamtkunstwerk sei und Applaus deshalb erst am Schluss angebracht. Diese adventliche Einstimmung der Sonderklasse, kam sehr gut an, der Applaus war deshalb auch langandauernd. Die Künstlerin verwöhnte die Frauen aber auch solistisch mit zwei virtuosen Stücken am Klavier. Das erste Stück hiess «Weihnachtsfriede» von Wilhelm Doelb. In diesem Stück waren zwischendrin auch mal Melodiefetzen des Liedes «Stille Nacht» herauszuhören. Später erfreute die Pianistin ihr Publikum noch einmal, diesmal mit der Ouvertüre aus der Oper «Die diebische Elster» von Gioacchino Rossini (1792-1868) Gioacchino Rossini – Biografie des Komponisten

 Hier kann diese Ouvertüre nachgehört werden. diebische elster rossini

Eindrückliche Geschichten

Marianne Pessina-Etter, im Vorstand als Kontaktperson für das «Aussenministerium» zuständig, erzählte zwei adventliche Geschichten mit einer gut erkennbaren Botschaft. Aus «Es Liecht ir Fyschteri» der Berner Autorin Elisabeth Lüthi hatte die Erzählerin die Geschichte «Hanni grift ii» ausgelesen.

Eine Mesmerin namens Ruth hat jahrelang in ihrer Kirchgemeinde Dienst getan, zusammen mit ihrem Mann, und dabei alle anfallenden Arbeiten zuverlässig erledigt. Ihr Mann hat jedoch gleich zwei Mal einen Infarkt erlitten, die Frau gibt der Kirche die Schuld dafür. Sie ist überzeugt, dass dies wegen der schweren Arbeit passiert ist. Darum ist sie sich jetzt sicher, dass «eher der Bodensee brennt, als dass ich je wieder einen Fuss in die Kirche setzen werde». Doch da trifft sie mitten in der Adventszeit auf Hanni Steiner. Diese ist auf dem Weg zum Einpacken von Weihnachtspäckli. Hanni hört Ruths Wehklagen erst geduldig an, versucht dann aber, der Frau einen Weg aus der Sackgasse zu zeigen. Es gelingt ihr schliesslich, die verbitterte Frau zum Mitmachen am Einpacken der Geschenke für Menschen, denen es am Nötigsten fehlt, zu bewegen – ein Gewinn für beide Seiten. Da die Autorin selbst rund 20 Jahre als Mesmerin in Thun tätig war, wirken ihre berndeutsch geschriebenen Geschichten besonders authentisch.

Die zweite Geschichte zeigte auf, wie man einen Teig aus dem Kühlregal eines Grossverteilers seinen Kollegen als Geheimrezept verkaufen kann. Eigentlich wollten die Männer ja jassen, verloren sich aber bald in Diskussionsrunden über die besten Tricks beim Chräbeli-Backen. Das Spiel blieb im Kasten. Und die zuhörenden Frauen im Saal hatten etwas zu lachen.

Lause-Engel

Auf der Einladung zur Adventsfeier war ein Madonnenbild des Malers Raffael aufgedruckt. Im untersten Teil des Bildes sieht man zwei kleine Putten, welche sich auf den zweiten Blick als Lause-Engel entpuppen und denen man sofort ansieht, dass sie eher Unsinn als heiliges Betragen im Sinn haben. Sie wurden, wie Marianne Pessina ausführte, erst nach Fertigstellung des Bildes hinzugefügt und sind heute berühmter als das Bild selbst. Sie sind in der Semper-Galerie in Dresden zu bestaunen. Die beiden lümmelnden Putten haben es auf alle möglichen Alltagsgegenstände geschafft. So gibt es Tassen, Teller, aber auch Verpackungen – beispielsweise für Dresdner Christstollen – mit genau diesem Bild als Aufhänger. Um dieses Bild ranken sich denn auch unzählige Legenden. Raffaels Engel: Die berühmtesten Lümmel der Kunstgeschichte – WELT

Dank

Für so eine Feier braucht es immer ganz viele helfende Hände. Marianne Pessina bedankte sich als Erstes bei ihrem Mann Daniel, der im kalten Kabäuschen oberhalb des Saals für einen reibungslosen Ablauf der technischen Abläufe besorgt war, danach aber auch bei ihren Vorstandsmitgliedern. Diese hatten sich alle entsprechend ihren Vorlieben in die umfangreichen Vorbereitungen eingebracht. Am Schluss sangen alle gemeinsam das wohl bekannteste deutsche Kirchenlied «Grosser Gott, wir loben dich».

Gesellschaftliches

Bei angeregten Gesprächen servierten darauf verschiedene Vorstandsfrauen und «Zugewandte» danach Kaffee oder Tee, dazu luden auf den Tischen Mandarinen, Schoggi-Kugeln sowie ein hübsch verpackter Grittibänz zum Naschen ein. Vor dem Kirchgemeindehaus leuchteten beim Heimgehen noch immer die warmen Lichter der Kerzen in ihren Einmachgläsern. Zurück blieben einzig die Verantwortlichen für diesen wohltuenden Anlass, denn nach einem solchen Beisammensein muss ja auch wieder aufgeräumt, das Geschirr abgewaschen und versorgt werden. An dieser Stelle bekommen deshalb auch sie einen herzlichen Dank für ihren Einsatz zugunsten vieler dankbarer Besucherinnen.

Für die Agenda… Die HV des Frauenvereins Uzwil findet am Donnerstag, 16. Februar 2023 um 19:00 Uhr im evangelischen Kirchgemeindehaus Niederuzwil statt.