
Stimmbänder, die die Herzen berührten
Einmal mehr lud die Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil zu einem ganz besonderen Anlass ein. Der Chor StimmBand trat in der Oberuzwiler Grubenmannkirche auf, um Mitglieder und andere Fans des gepflegten a capella-Gesangs zu erfreuen. Der Appenzeller Kirchenbauer Johann Ulrich Grubenmann hat diese Kirche im Jahre 1765 geplant und gebaut. Sie ist bis heute wegen ihrer ausgezeichneten Akustik sehr begehrt bei Chören und Musik-Ensembles. Schon 2017 war der Chor hier einmal aufgetreten.
Es braucht gar nicht immer einen ganzen Fuhrpark an Technik, um mit gutgemachter Musik Herzen zu erfreuen, ja im besten Fall gar zu berühren. Das hat «Stimmband» einmal mehr eindrücklich bewiesen. Die Sitzbänke in der Kirche reichten jedenfalls nicht aus, um all den vielen Interessierten einen Sitzplatz anzubieten. Eilig wurden deshalb weitere Sitzgelegenheiten herbeigeschafft.
Interessanter Konzertbeginn
Erst war allerdings gar kein Chor zu sehen. Doch dann! Plötzlich durchdrangen erste feine Töne die andächtige Stille. Und schon war eine ganz spezielle Energie in der vollbesetzten Kirche spürbar. Eine Solistin begann das Lied «Fix you» der Band «Cold Play» zu singen, die Sängerkollegen und Kolleginnen unterstützten als Hintergrundchor. Die harmonischen Töne senkten sich in den gut gefüllten Kirchenraum hinab und verursachten vermutlich bereits da und dort Hühnerhaut. Der britische Musiker Chris Martin hatte diesen Song im Herbst 2005 als Trost für seine um ihren Vater trauernde damalige Frau Gwyneth Paltrow geschrieben. «Fix you» ruft dazu auf, nicht aufzugeben, an die heilende Kraft der Liebe zu glauben – und weiterzumachen.
Gesungene Gefühlswelten
Danach stiegen die Sängerinnen und Sänger fast andächtig die Treppe hinunter in den Kirchenraum. Mit dem Lied «You Raise Me Up» verschob sich das Ensemble in den Kirchenraum hin zum Chorraum. Während ein paar sich dort aufstellten, blieben einige im Mittelgang verteilt stehen und sangen von da aus. Es war verblüffend, zu hören, wie sich die Stimmen im Raum mischten und zu einer Einheit verschmolzen. Das Lied ist ein richtiger Ohrwurm, im Repertoire jedes Gospelchors vorhanden. Unterstützt wurde der Chor am E-Flügel von Bandmitglied Michael Roffler, der sich bei einigen Liedern mit seiner feinfühligen Begleitung ganz in den Dienst des Chors stellte, sonst aber mit seinem sonoren Bass den Gesang unterstützte. Rolf Løvland, Mitglied der irisch-norwegischen Band «Secret Garden», hat das Lied komponiert, den Text dazu schrieb der irische Schriftsteller und Komponist Brendan Graham. Inhalt des Liedes auch hier: sich nicht unterkriegen lassen, die Hoffnung nicht verlieren.


Feinfühlige Texte, harmonischer Chorklang
Auch Don’t Stop Me Now der Band Queen erzählt von Lebensgefühl und Lebensbewältigung, genau wie auch andere Lieder von Stimmband. Auch wer vielleicht kein Wort verstand, spürte dennoch die Botschaft. Musik ist ja DIE universelle Sprache, die sich meist instrumental ausdrückt, aber gerade mit der menschlichen Stimme ganz besonderen Zugang zu den Herzen der Zuhörerschaft findet. Hier lenkte keine auffällige Kleidung – alle traten in neutralem Schwarz auf – oder ein divenhaftes Gehabe von der Musik ab. Fingerschnippen, eine Art «Bödele» oder ein asymmetrisches Klatschen brachten dafür Bewegung in die Interpretationen.
Dynamische Gestaltung
Rolf Engler, musikalischer Stimmband-Leiter, lebte mit der Dynamik und Aussagekraft der verschiedenen Stücke gut sichtbar – oft sogar tänzelnd – mit und hielt in jedem Augenblick den Gesang zusammen. Allzu schwer schien ihm das allerdings nicht zu fallen, sind doch alle Mitsingenden in der Lage, jederzeit auch einen Solopart zu übernehmen. Dabei wechselten die Mitwirkenden die Aufstellung immer mal wieder, was zu einem leicht anderen Hörerlebnis führte, das Ganze damit lebendig und abwechslungsreich machte. Auch hatte jedes Lied einen je eigenen, manchmal ganz unerwarteten Schluss, was das Konzert zusätzlich bereicherte. Es war eine Freude, die oft etwas eigenwilligen Interpretationen bekannter Werke in der Stimmband-Version zu hören. Einmal unterstützte gar ein «Beatboxer» aus dem Sängerkreis mit seinem antreibenden Rhythmus ein Lied.

„Lokalmatador“ Thomas „Tom“ Hofstetter freute sich über sein „Heimspiel“ vor vollen Rängen.
Die Band hat sich verschiedene Welthits zu eigen gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes. Das Programmblatt versprach einige Kassenschlager, so etwa das aus dem Film «König der Löwen» bekannte Stück «Circle of Life» von Elton John und dem vielfach preisgekrönten Texter Tim Rice. Auch die «Bohemian Rhapsody» der Rockband «Queen», weltweit bekanntgeworden durch den gleichnamigen Film über Freddie Mercury, interpretierte das Ensemble.
Abwechslungsreiches Programm
Fünfzehn Stücke standen auf dem Programm. So besang der Chor die Zuneigung eines Buben zu seiner Deutschlehrerin, ein etwas ironisches Liebeslied der deutschen, leider unterdessen aufgelöste a capella-Band «Wise Guys» aus Deutschland. Vielleicht kam da im Publikum die eine oder andere Erinnerung an die Schulzeit hoch. Im letzten Drittel hörte man auch Töne aus der Schweiz mit «Hemmige» aus der Feder des unvergessenen Mani Matter. Dieses gerade heute erneut topaktuelle Lied mit seinen bedenkenswerten Gedanken zur Weltlage hat Stephan Eicher mit seiner Version unsterblich gemacht. «La sera sper il lag», ein romantisches Abendlied von Gion B. Casanova über einen Sonnenuntergang an einem schönen See in rätoromanischer Sprache rundete den Liederreigen als zweitletztes Stück ab. 2011 wurde dieses Lied als „La chanzun rumantscha“ ausgezeichnet. Es berührte auch in der Oberuzwiler Kirche. Mit «I Sing, You Sing» endete der offizielle Teil des Konzerts. Mit einem gediegenen Blumenbouquet wurde den Sängerinnen und Sänger für ihren strahlenden Auftritt gedankt.




Begeistertes Publikum
Das Publikum seinerseits dankte dem Chor mit Bravo-Rufen und einer längeren Standing Ovation. Mit dem in perfektem Schwedisch gesungenen Lied «Gabriellas Song» aus dem wunderbaren Film «As It Is In Heaven» gab es eine erste Zugabe. Darin wird Selbstermächtigung auf eindrückliche Weise besungen: «Ich kann spüren, dass ich lebe!»
Und weil das Publikum einfach nicht genug bekommen wollte, liess sich der Chor zu einer zweiten Zugabe bewegen. Mit And So It Goes von Billy Joel – auch bekannt als PIANO MAN -, welches tiefsinnige Gedanken zu eigenen Bedürfnissen, aber auch zu Kompromissen ausdrückt, endete das energiegeladene, hochstehende Konzert und entliess die begeisterten Besucherinnen und Besucher in einen lauen Sommerabend.
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