Organist Gerhard Spycher nach 17 Jahren verabschiedet

Organist Gerhard Spycher nach 17 Jahren verabschiedet

1. Oktober 2020 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Ende September 2020 wurde Gerhard Spycher, langjähriger Kirchenmusiker der evangelischen Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil, in einem feierlichen Gottesdienst nach 17 Jahren Tätigkeit verabschiedet. Er hatte dafür sogar eigens sein Lieblingsinstrument – ein Cembalo – nach Oberuzwil transportiert, eines aus seinem grossen Fundus. Mesmer Michael Forrer stand deshalb beim Eintritt in die Kirche vor der halbgeöffneten Türe, um der an diesem Morgen wirklich kalten Luft möglichst wenig Einlass zu gewähren. Ein Cembalo ist eben ein ganz diffiziles Instrument, Zugluft mag es gar nicht. Und die Zuhörerschaft keine Musik von einem verstimmten Klangkörper.

Gerhard Spycher liebt das Cembalo, was sich in seiner Miene deutlich ausdrückt.

Esther Eugster-Graf aus Uzwil und ihre „Doppelcousine“ – so von Richard Böck angekündigt – Barbara Graf erfreuten auf ganz unterschiedlichen Flöten – so kamen nebst der üblichen Sopran- und Altflöte auch eine Traversflöte Traversflöte und eine Voice Flute Voice Flute oder Stimmflöte zum Einsatz – mit gediegener Musik aus verschiedenen Epochen.

Zum Einstieg boten sie eine Händel-Sonate dar, von Gerhard Spycher am Cembalo mit Innigkeit begleitet. Die zwei Frauen waren nicht nur für ein oder zwei „Stücklein“ hergebeten worden, sondern hatten mehrere Male einen Einsatz, zwei Mal sogar ganz ohne Begleitung. Auch Gerhard Spycher durfte auf seinem Cembalo solistisch mit einer Eigenkomposition genossen werden. Am Schluss spielten alle Drei eine beschwingte Appenzeller Polka, die so gut gefiel, dass die Musizierenden „herausgeklatscht“ wurden, was in Gottesdiensten doch eher selten vorkommt…

Viele Gottesdienste bereichert

Gerhard Spycher hat in den vergangenen 17 Jahren unzählige Gottesdienste auf der Orgel oder dem E-Piano bereichert. Auch nach seiner Pensionierung als Oberuzwiler Kirchenmusiker wird er noch hie und da an Abdankungen oder in Heimgottesdiensten zu hören sein. Auch in diesem Abschiedsgottesdienst begleitete er die von der Gemeinde gesungenen Lieder. Da in der Oberuzwiler Kirche normalerweise gut Abstand gehalten werden kann, durfte das ganz ohne Masken getan werden, was für ein Glück!

Predigt als Aufruf zum Frieden

Richard Böck stellte seine Liturgie ganz unter das brennende Thema des Friedens. Schon im Alten Testament steht, dass Schwerter zu Pflugscharen und Speere zu Winzermessern oder Sicheln umgeschmiedet werden sollen. Es heisst allerdings auch „am Ende der Zeit“. Vermutlich ist es deshalb noch heute so schwierig, dieser Vision nachzuleben. Aber sie ist ein Ziel und eine Hoffnung, gerade zuzeit besonders nötig. Man muss schliesslich nur Nachrichten hören, Zeitung lesen oder TV schauen, um zu sehen, wo überall auf der Welt es gärt oder sogar brennt. Da kann eine hoffnungsvolle Verheissung neue Aussichten aufzeigen.

Diakon Richard Böck

Lisa Alder, Präsidentin der Kirchenvorsteherschaft, wünschte Gerhard Spycher für seinen neuen „Stand“ ganz viel Freude und dankte ihm für die jahrelangen Dienste für die Kirchgemeinde. Sie beschenkte ihn als Zeichen der Wertschätzung für seine Arbeit mit einer leuchtenden Sonnenblume, die dieser seiner Partnerin Anita Freund weitergab, und einem Gutschein für seine Reisen in den asiatischen Raum, wo er eine Art zweite Heimat gefunden hat.

Neue Perspektiven

Nicht nur Gerhard Spycher tun sich nun neue Perspektiven für die kommende Zeit auf, sondern auch Diakon Richard Böck. Zu seiner grossen Freude darf er nämlich einen Bildungsurlaub beziehen und in Leipzig, Land Thüringen, in die Geschichte von „Kirche in der DDR“ eintauchen. Die Christen in der DDR hatten einen langen Schnauf bis zur Öffnung der Mauer gebraucht, sich stets mit friedlichen Mitteln – Kerzen und Gebete – für mehr Gerechtigkeit in ihrem Staat eingesetzt und und dies nach dem Mauerfall schliesslich auch in weiten Teilen erreicht. Da wurden auch „Schwerter zu Pflugscharen“ umgeschmiedet, wenn auch in symbolischem Sinne.

Die ehemalige Landesbischöfin Ilse Junkermann Ilse Junkermann ist letztes Jahr zurückgetreten und erforscht nun genau diese Geschichte. Richard Böck wird im Gespräch mit der eindrücklichen Theologin sicher zu vielen neuen Erkenntnissen gelangen. Und bestimmt wird auch die Kirchgemeinde zu einem späteren Zeitpunkt von seinen neuen Einsichten etwas erfahren

Weitere Angaben zu Gottesdiensten und Angeboten der Kirchgemeinde auf Evangelisch-reformierte Kirche Oberuzwil-Jonschwil