Gemeinsam eine lebenswerte Welt aufbauen
Oberuzwiler Bettags-Gottesdienst 2019
Seit 1991 – anlässlich der 700-Jahrfeier der Schweiz – wird in Oberuzwil der Bettag ökumenisch gefeiert. Allerdings gibt es bereits aus dem Jahre 1619 einen Bericht über einen „Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag“ der reformierten Kantone. Damals dankte man Gott für die Verschonung von Seuchen oder Kriegen. 1643 führten auch die Katholiken einen solchen speziellen Bettag ein, allerdings an einem andern Datum. Am 17. September 1797 wurde erstmals gemeinsam gefeiert, dies im Hinblick auf die Französische Revolution. 1848, mit der Gründung des Bundesstaates Schweiz wurde der Dank-, Buss- und Bettag für die ganze Schweiz zu einem hohen Festtag erhoben.
Die Form des Gottesdienstes hat sich in Oberuzwil seit 1991 immer wieder etwas verändert. Lange Jahre war es üblich, dass auch die Jugend dabei war, erst mit einem eigenen Programm, welches die Lehrkräfte mit den Klassen vorbereitet und im Laufe der Gottesdienstfeier auch auf der Bühne der MZA Breite gezeigt hatten, später waren die Kinder einfach zum Gottesdienst eingeladen. Alle zwei Jahre traten die zwei Kirchenchöre der Gemeinde auf, irgendwann kam der Männerchor dazu, dazwischen war die Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil für den musikalischen Teil besorgt. Dieses Jahr nun wurde dieser Rahmen gesprengt, denn diesmal trafen sich alle in der Gemeinde tätigen Chöre zu einem gemeinsamen Auftritt.
Begrüssung durch politischen Amtsträger
Reto Almer ist Gemeinderat und hat dort das Ressort KULTUR unter sich. In dieser Funktion begrüsst er seit Jahren die Gottesdienstgemeinde. Diesmal zeichnete er in kurzen Zügen den Weg des Projekts GEMEINSCHAFT UNTER DEN CHÖREN DES DORFES nach. Bereits vor zehn Monaten hatten sich etliche Leute aus Oberuzwil getroffen und sich über die diesjährige Bettagsfeier Gedanken gemacht, schliesslich feiert ja Oberuzwil dieses Jahr „1200 Jahre Ersterwähnung“, da sollte auch diese Feier etwas Besonderes werden. Dazu konnte die Musiklehrerin der Oberstufe, Enid Münger, als Gesamtleiterin gewonnen werden. Almer wies auf den grossen zeitlichen Einsatz aller an der Vorbereitung Beteiligten hin und bedankte sich bei allen Mitwirkenden. Und natürlich freute er sich über die vielen Menschen, die zum Feiern zusammengekommen waren. 500 Stühle hatten die Verantwortlichen aufgestellt, die meisten davon waren besetzt.
Begrüssung durch Gemeinderat Reto Almer -links – und Pfarrer René Schärer
Generationenprojekt
Welche Freude, wenn Jung und Alt sich zu einem gemeinsamen Tun trifft! An der diesjährigen Bettags-Feier war die Schülerband THE FOUNDERS für die Begleitung zuständig. Mit zwei Keyboards, zwei elektrischen Gitarren und einem Perkussionsensemble sorgten sie für fetzigen Sound. Corina Forrer, unterdessen schon gewiefte Solistin, sang auch hier solistische Einlagen, bei LEAN ON ME wurde sie zudem von Tmit Andom unterstützt. Die Chöre umfassten alle Altersklassen. Der Kinderchor CHUPA CHUPS Chups ist in der Musikschule Oberuzwil angesiedelt. Mit dabei waren zudem der katholische und der evangelische Kirchenchor, der GOOD-NEWS-Chor und der JaSoRo-Chor. Dank dem Mix aus jungen und älteren Stimmen bekam das Lied LEAN ON ME Tiefe und Stimmgewalt. Der Männerchor Frohsinn legte dem Ganzen mit seinen tieferen Stimmen zudem ein gutes Fundament für einen Gesamtklang, den ein einzelner Chor nur schwer so hinbekommen könnte.
Links: So gross war das Notenblatt von Enid Münger, farbig strukturiert – rechts die beiden Solistinnen bei LEAN ON ME, links Corina Forrer, rechts Tmit Andom, dahinter die jungen Herren der Schülerband.
Gemeinschaft
Ein kleiner Sketch eröffnete die besinnliche Feier. Da fuhr ein sehr junger Bauarbeiter mit einer Karette auf die Bühne, beladen mit zwölf Bausteinen. Die Bauarbeiter René Schärer und Rolf Haag nahmen die etwas unsorgfältig auf den Boden gekippten Teile in die Hand und studierten sie. Sie entdeckten komische Zeichen, fanden dann aber irgendwann heraus, dass dies Buchstaben sein müssten. Nun versuchten sie ein Wort zu kreieren. Erst entstand „gemein“ heraus, nicht unbedingt das, was zu einem solchen Bettag passen würde. Doch dann stand plötzlich das Wort GEMEINSCHAFT da, Motto für die ganze Feier.
Gespräch statt lange Predigt
In einer kleinen „Philosophenrunde“ tauschten sich nun die beiden Seelsorger mit Gemeinderat Reto Almer anhand einzelner Buchstaben über ein gelungenes Zusammenleben aus. Mit dem Buchstaben E wies René Schärer auf Jesus als Eckstein, ja als Grundlage einer guten Gemeinschaft hin. Ein sicheres Fundament trägt vieles. Für Reto Almer war das G Symbol für GEMEINDE, da in dieser politischen Körperschaft Begegnungen und Erlebnisse Raum finden. Und Rolf Haag spürte aus dem I die Begriffe INNOVATION und INSPIRATION heraus, unabdingbare Voraussetzungen für ein spannendes, gelingendes Zusammensein. Schliesslich wurden alle Buchstaben mit lebenswichtigen Begriffen verbunden. Auch in den Fürbitten kam die Sorge um die Gemeinschaft in Gemeinde, Schule, Land und Welt zum Ausdruck. Die gemeinsam gesungene Landeshymne – diesmal nicht am Schluss, sondern mitten im Gottesdienst als Zeichen der Verbundenheit untereinander – und auch das gemeinsam gesprochene Unser Vater/Vater unser vertieften das Motto der Feier zudem. Es war berührend zu hören, dass auch Kinder dieses auf der ganzen Welt gesprochene Gebet mitsprachen.
Vor Beginn des Gottesdienstes besprach sich der ehemalige Pfarreileiter Rolf Haag mit den Kindern, die ihm bei den Fürbitten helfen sollten. In einem Baustein kam diese auf der ganzen Welt verständliche Flagge zum Vorschein, Symbol für Frieden und Vielfalt. Für jede Fürbitte stellten Kinder eine Sonnenblume zu einem grossen Strauss ein.
Technik im Griff
Die Technik hat in der Halle der MZA oft ihre Tücken. Diesmal gab es zwei Zentren, eines für den Bereich Bühne/Redner sowie die PowerPoint-Präsentation, eines mitten in der Halle für das Einfangen von Band und Chorstimmen. Oben richtete Hauswart Edgar Fürer ein, danach bediente der reformierte Mesmer Michael Forrer das Mischpult, dies ohne irgendwelche Probleme. René Schärer, selber ausgebildeter Rockmusiker, übernahm die nicht leichte Aufgabe in der Halle. Er wurde von Duri Camenisch, dem Leiter der Schülerband, assistiert. Als einzelne Sängerin, einzelner Sänger kann man den Gesamtklang selber nur schwer einschätzen. Doch die Menschen in der Halle kamen in den Genuss eines toll dargebotenen Liedes, und das gleich drei Mal, denn zwei Mal stand es so auf dem Programm, das dritte Mal wurde der Riesenchor von mehr als hundert Männern, Frauen und Kindern herausgeklatscht und gab noch einmal alles.
Duri Camenisch, Leiter der Schülerband und Asstistent von René Schärer am Mischpult. Michael Forrer als wachsamer “Umblätterer” der PowerPoint-Folien mit zusätzlicher Aufsicht über die Mikrofone der Redner auf der Bühne. Viel Freude nach gelungenem Projekt mit LEAN ON ME: Enid Münger, verantwortliche Leiterin des Gross-Chors und Pfarrer René Schärer als Liturg und Technikmanager
Lean on me – Lehne dich an mich…
So heisst das zu einem Klassiker gewordene Lied, von Bill Withers 1972 getextet und produziert, welches die vereinigten Chöre mit viel Energie und Ausdruck sangen. Darin wird der Wert der Freundschaft besungen, das Angebot, Andern eine Schulter zum Anlehnen zu geben, im Wissen darum, dass man auch selber einmal froh darum sein könne. „Ruf mich einfach an, Bruder, wenn du jemanden zum Anlehnen brauchst.“ Enid Münger und später auch Yasmin Stadler, Leiterin des JaSoRo-Chors, feuerten energiegeladen und mit Fingerschnipsen den Chor an und versuchten auch die Leute im Saal dazu zu animieren. So ganz ohne war es ja nicht, einen solchen Soul mit so unterschiedlichen Chorkulturen auf einen Nenner zu bringen. Doch es ist gelungen, die Zuhörerschaft war begeistert.
Apéro
Natürlich gehört auch ein Schwatz beim Apéro zu einem solchen Anlass. Der Frauenverein hatte auch diesmal alles schön hergerichtet und die feinen Häppchen aufgestellt. Auch hier war Gemeinschaft gefragt, denn es braucht doch jedes Mal mehrere helfende Hände. Schön, dass sich selbst in der heutigen, von Individualität geprägten Zeit doch immer wieder genügend Einsatzfreudige finden. Dass danach viele helfende Hände die Stühle wieder zusammenstellten und versorgten, ja dass überhaupt hinter den Kulissen vor und nach der Feier ganz viel freiwillig gearbeitet wurde, soll nicht unerwähnt bleiben.
Ein machtvolles Gebet – Das Gebet der Nationen
Unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall. An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung. Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen „Mensch“ tragen.
Gebet der Nationen
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil