Was war wohl bei den Fischreihern los?
Vor einiger Zeit fand ich an der Bommes-Nordhalde einen Flügel eines Reihers, nahm ihn mit und versuchte ihn zu reinigen und zu präparieren. Die stark zerzausten und verschmutzen Federn liessen sich nicht glätten. Der Zustand liess vermuten, dass ein Tier – Fuchs? – versucht hatte, diesen Flügel zu vergraben.
Die Frage war offen, wie denn das Tier zu Tode gekommen sei. Zuerst vermutete ich, es könnte verhungert sein, weil ein Reiherpaar in unserer Gegend – eingeschlossen auch das Gebiet um Eggerstanden – fast zum Standvogel geworden war.
Die in unserer Gegend die Bäche diesen Winter mehrere Wochen ganz zugefroren waren, damit die Nahrungsquelle also gesperrt, musste man annehmen, dass das natürliche Orientierungsgefühl verloren gegangen sei. Letzten Herbst konnte man oft ein Reiherpaar mit einem Jungen beobachten. Der besagte Flügel hatte eine Spannweite von 58 cm, er musste also von diesem Jungvogel stammen. Diesen Frühling konnte man nur einen ausgewachsenen Reiher beobachten.
Neuerdings könnte nun eine neue Version Tatsache sein. Ich habe letzthin im Eggwald eine grosse Anzahl Reiherfedern angetroffen, der Vogel könnte also von einem Greifvogel geschlagen worden sein. Dann habe ich in der Nähe auch mehrere schwarzglänzende Federn entdeckt, vermutlich von Kolkraben. Diese könnten den Reiher als Eindringling in ihr Jagdgebiet betrachtet, im Flug verletzt und zu Boden gezwungen haben, wo seine Chancen zu überleben gleich null waren .
Da man im Gebiet Egg-Sommersberg oft Jagdlärm hört, aber auch hie und da Kämpfe mit durchziehenden Greifvögeln oder mit Krähen beobachten kann, würde es mich interessieren, ob auch andere Personen etwas beobachtet haben im Zusammenhang mit dem Verschwinden einzelner Reiher in unserer Gegend. Man kann sich auch fragen, ob nicht auch vielleicht Schusswaffen im Spiele sind…
April 1991