Das Leben von Maulwurf und Spitzmaus

31. Januar 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Dass der Maulwurf nicht mit den Mäusen verwandt ist, dürfte den meisten Leuten bekannt sein. Er ist wie die Spitzmaus ein reiner Fleischfresser, kann daher auch als Kleinraubtier bezeichnet werden. Er lebt zu ca. 90 % unter der Erdoberfläche. Mit uns Menschen verglichen darf er als Schwerstarbeiter bezeichnet werden. Zu seinem Wohngebiet wählt er humusreiches Erdreich. Da der Kerl manche Jahre alt werden kann, vergrössert er seinen Bau ständig und gräbt mit der Zeit Gänge bis zu einer Länge von einem Kilometer.

Seine Körperform ist für die Schwerarbeit optimal gestaltet. Die sehr kurzen Beine tragen vorne breite Grabschaufeln mit je fünf Zehen und seitlich je eine spachtelförmige Sperre, mit der das Tier an den Wänden Halt finden kann. Nur so kann der Maulwurf bis zum 30-fachen Körpergewicht Schutt vor sich herschieben und an die Oberfläche stossen! Er macht sich natürlich nicht überall beliebt, wenn er da und dort grosse Erdhaufen deponiert oder gar eine ganze Kette von kleineren. Der Maulwurf steht unter Naturschutz, da er ja keine Pflanzen schädigt, dafür aber eine Unmenge Insekten vertilgt.

Wo der Maikäfer heimisch ist, kann der Maulwurf sehr nützlich sein, denn Engerlinge sind seine Leibspeise, aber Käfer und Würmer aller Art sind ihm auch willkommen. Wenn sich seine Gänge mit denen der Feldmäuse kreuzen, möchte ich nicht Maus sein, denn das Raubtiergebiss des Maulwurfs tut ganze Arbeit. Er raubt je nach Möglichkeit ganze Mauskinderstuben aus.

Sein Liebesleben ist nicht sehr ausgeprägt, da er als Einzelgänger nur wenige Tage mit einem Gegenpart zusammen ist. Der Kontakt beginnt meistens mit einer Beisserei, endet aber doch meist mit einer Begattung. Nach sechs Wochen Tragzeit erscheinen drei bis vier blinde, nackte Junge, die dann zwei Monate gut gepflegt und genährt werden. Dann werden sie verjagt und sind von da an ordentlich in Gefahr vor Räubern, wenden dann an der Oberfläche oft von einem Fuchs entdeckt und gleich verschlungen. Allesfresser Dachs macht auch mit, während Kleinräuber wie Marder und Wiesel sie nur totbeissen. Auch Katzen töten sie, ohne sie zu fressen.

Die Ausgestossenen suchen so schnell wie möglich in die Erde zu kommen, um ein eigenes Reich zu gründen. Früher waren die weichen, samtenen Felle bei den Pelzverarbeitern gesucht und beliebt.

Spitzmaus

Die Spitzmäuse haben eine ähnliche Lebensart wie Maulwürfe, nur sind sie nicht zum Graben geeignet wegen ihres geringen Körpergewichts, welches bei ausgewachsenen Tieren nur etwa 30 – 40 g beträgt. Dafür sind sie Meister der Tarnung und im Auffinden sicherer Verstecke.

In die Kinderstube setzt die Mama 3-5 Junge, die bei der Geburt nur 1-1 ½ g wiegen. Die Kindererziehung dauert etwa doppelt so lange wie beim Maulwurf. Falls ein Raubtier in der Nähe schnüffelt, weiss die Mutter, jetzt ist es dann Zeit zum Umsiedeln, aber zuerst sucht sie sie etwas Passendes. Solange der Nachwuchs noch unbeholfen ist, trägt sie ihn im Maul ins nächste Versteck. Sobald die Jungen laufen können, müssen sie sich beim Wechsel zu einer Kette formen, wobei das erste der Mutter am Schwanzansatz anhängen, dann hängen sich alle wie eine Kette an, bis alles zum Umzug bereit ist. Dieser geht gar nicht zimperlich vonstatten, denn die lebhafte Mutter pressiert immer, und bald geht das eine oder andere Jungtier verloren, aber die Mutter findet sie gleich wieder dank des Familiengeruchs.

Die Mäusin muss während der Aufzucht mindestens das doppelte Körpergewicht an Nahrung verzehren. Keine Insekten oder junge Mäuse sind vor ihr sicher. Spitzmäuse sind ebenfalls geschützt.

03.03.1995